Samstag, 16. April 2011

Mein Tagebuch zu Vera Staub: Von Oben nach Unten Hinauf

Von Oben nach Unten Hinauf 1

Der Bezug zu Kirchen und anderen religiösen Institutionen ist bei mir noch nie prioritär gewesen. So ist die Zusammenarbeit mit der Künstlerin Vera Staub eine Herausforderung auf verschiedensten Ebenen. Da ist die Aufgabe, Fotos zu machen, die den Geist, die Handlung der Arbeiten erfassen.
Da ist aber auch die Umgebung, die Kirche, die mich erfasst. Es ist der Raum, der mir ein temporäres ArbeitsZuhause bietet. Das GottesHaus wird zur Hülle. Ueber allem wacht die Skulptur, Christus Jesus. Sie, oder besser „Er“ ist dabei. Beobachtet.
Da ist auch Don Camillo und Pepone. Die zwei Streithähne, die LösungSuchenden, die RatSuchenden. Der eine bei der kommunistischen Partei Italiens, damals, 1946, der andere bei der katholischen Kirche römischer Prägung. Don Camillo hat also sein SuchFeld, aber auch Pepone. Und ich?
Auch ich suche manchmal Rat. Als Beobachter entgeht mir doch manches und da wäre ich gerne Don Camillo, der „Ihn“ fragen darf: „Was habe ich übersehen?“.

Die Kunst, die ihren Platz sucht, fordert, fragt, handelt. Und so muss „Er“ weichen. Eine Handlung ganz ohne religiösen Hintergrund. Plötzlich ist die Rückwand leer, der Platz hinter dem Altar. Nur in Gedanken ist „Er“ noch da. Ich bin mir ganz sicher, ich kann ihn trotzdem noch fragen. Ich sehe ihn ja, da!

Vera Staub ersetzt „Ihn“ vorübergehend mit ihren Arbeiten. Auf den ersten Blick könnten diese, vor allem aus der Ferne, mit Masken verwechselt werden. Doch beim Näherkommen entdeckt der Besucher unförmige Formen. Oder doch nicht? Rundungen treten hervor. Rundungen, die auf Frauen hinweisen könnten. Schwangere Frauen. Damit ist es vorbei mit der Unförmigkeit. Die Kugel ist rund, der neugeborene Mensch formt seine kleine Hand so, als würde er eine Kugel umfassen, die Planeten erscheinen uns rund.
„Er“ ist nicht mehr sichtbar, aber Geburten kündigen sich an. Ein Zeichen zum Umdenken. Eine Herausforderung zur Tat. Ein Weg in die Zukunft. Eine NeuGeburt in die Zeit der Vergesslichkeit, des Drängens, des Absterbens.


Alles zu Vera Staub im kulturtv.ch –> hier
Das Programm zu „Biblionen“ von Vera Staub in Luzern –> hier

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