Mittwoch, 20. April 2011

Rahel Grunder: 11. Tag - Wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen

Rahel Grunder teilt mit:

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„Dieser Hase hat ein wenig lange Beine. Deshalb habe ich ihn nicht gerade als solchen erkannt. Aber Sie können das ja noch ändern. Ich komme später nochmals schauen!“

Die Bushaltestelle Kantonalbank ist ein Ort, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen. Dort trifft man zu jeder Tages und Nachtzeit auf irgendwelche Gestalten.
Manchmal auch mehrmals die gleichen und alle gehen einer Beschäftigung nach: Sie warten auf den Bus.
So finden hier auch Gespräche in Bus-Warte-Längen statt. Meistens muss die Gesprächspartnerin genau dann auf den Bus, wenn die Diskussion langsam spannend wird. Dies ist so zwischen drei und fünf Minuten. Dafür hatte ich heute extrem viele verschiedene Begegnungen und alle hatten irgendwie Zeit, zumindest solange sie auf den Bus warteten. So alle zehn Minuten wurde ich angesprochen und das Malen rückte immer mehr in den Hintergrund.
Ich wurde mit Blumen beschenkt, um Rat gefragt welche Museen sehenswert sind und besonders Männer zwischen fünfzig und sechzig bevorzugten es, mir während dem Gespräch den Arm um die Schulter zu legen.
Ich male nur noch tote Füchse und immer mehr Jäger und Tierschützer melden sich zu Wort. Scheinbar hat WWF sein 50 jähriges Jubiläum, da würde ich ja noch gut dazu passen.
Und viele Leute erzählen mir ihre Geschichten mit Wildtieren im hauseigenen Garten. Igel, Marder, Ratten und Füchse. Und immer wieder  Diskussionen über Schweizer Politik.

Durch das schöne Wetter sind die Passantinnen in guter Laune und finden deshalb auch mein Malprojekt gut. Besonders Kinder wollen immer genau wissen, was ich da mache und man sieht in ihren Augen, dass sie am liebsten gleich mit malen würden.
Dass ich auf einer freistehenden Plakatwand male macht einen enormen Unterschied zu den Fixplakatstellen von Modul. Die Plakatwand hat zwei Seiten und oft suchen die Leute eine Art Fortsetzungsgeschichte. Sie scheinen besser zu verstehen, dass ich ein „Plakat male“ und anerkennen dies auch als solches. Und besser noch. Sie finden es schöner als die klassischen Werbeplakate, denn es leuchtet mehr und ist intensiver in den Farben, als ein gedrucktes Bild.
Ich merke durch die Reaktionen der Menschen immer deutlicher, dass ich mein Ziel, durch Malerei mit den Passantinnen in Kontakt zu kommen und mit ihnen über meine Aktion im öffentlichen Raum zu diskutieren, voll umfänglich erreicht habe, Es läuft sogar so gut, dass ich oft gegen Schluss des Nachmittags total erschöpft vom vielen reden bin, die Besucherinnen jedoch kaum noch ein Ende finden und mir am liebsten ihr halbes  Leben erzählen möchten.
In diesen Momenten hoffe ich dann jeweils auf den nächsten Bus.


Es geht weiter:
Mittwoch, 20. April 2011 - 10-16 Uhr Kapellplatz
Alles zu Rahel Grunder im kulturtv.ch –> hier

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