Donnerstag, 21. August 2014

Der Geri Müller-Effekt, von einem arbeits- und wohnungslosen Rumänen, Jugendschutz und Verwandte

“Timeline” im Fahrnisbau Bern-Bümpliz mit Rittiner-Gomez und Roger Levy - 1. Bericht

timeline-fahrnisbau-by-rittinergomez-roger 
Heute (21.8.2014) fand unser erster Arbeitstag im Fahrnisbau, der z.Z. in Bern-Bümpliz (Tram Nr. 7 bis Bümpliz-Post) steht, statt. Nach einigen Vorbesprechungen haben sich Rittiner-Gomez und ich auf das Vorgehen geeinigt, in etwa. Sie zeichnen, skizzieren und ich liefere die Portraits, erstellt mit einer BigShot von Polaroid, vor Ort. Diese Aufnahmen werden dann in eine Timeline, auf ein ca. 6 Meter langes Panorama auf Papier übertragen.  Das Ganze ist als offenes Atelier konzipiert.

Ich werde versuchen, die 8 Arbeitstage in Begegnungsprotokolle zusammen zu fassen. Dabei kommen vor allem meine Versuche, Menschen in das Projekt zu integrieren, zur Geltung.

Kurz nach meiner Ankunft konnte ich meine Kamera das erste Mal in Position bringen, jedoch nur unter der Bedingung, dass die Aufnahme nicht erkennbar im Internet landet. Kein Problem.

Danach ging's weiter, ohne Widerstände, nicht zuletzt, weil wir uns auch selber gegenseitig portraitiert haben.

Auf einer Parkbank sprach ich dann eine ca. 35jährige Frau an. Nach einer kurzen Einführung in das Projekt verweigert sich die Aufnahme. Aber sie hat nicht mit meiner Hartnäckigkeit gerechnet. Ich spreche mit ihr weiter, über den Sinn des Fahrnisbau und der Unterschied zu Kunsträumen, Museen u.s.w. Sie stimmt mir zu und ich frage sie nochmals wegen der Aufnahme. Nein! sagt sie fast energisch, nein! Ich will nicht fotografiert werden. Man sieht ja was passiert, wenn Aufnahmen im Internet landen. Dieser Politiker (Geri Müller ist gemeint) und diese Sekretärin im Bundeshaus zeigen das auf. Ich geb’s auf. Bin ich jetzt wirklich ein #Gerigate-Opfer geworden?

Wieder eine Dame, die an mir vorbei geht. Ich spreche sie freundlich an und will ihr das Projekt erklären. Ich frage sie kurz, ob sie mitmacht, ob ich sie fotografieren darf. Nein! Sie muss dringend aufs Tram. Und nein, Foto? nie. Alles landet ja im Internet!
8 Minuten später steht sie immer noch an der Tramhaltestelle.


Als nächstes spreche ich einen Radfahrer an. Es stellt sich heraus, dass er Rumäne ist, arbeitslos und ohne Wohnung. Zum Foto sagt er sofort ja und als "Lohn" darf er sein Handy bei uns Aufladen. Dazu gibt es einen Kaffee nach Wunsch und wir kommen ins Gespräch.

Dann war da noch der aufgestellte Typ, dessen Begleiterin schon von weitem meint, dass sie nicht fotogarfiert werden will. Doch er, eben Typ cool. Nach ein paar erklärenden Worten Klick und nach 2 Minuten Entwicklungszeit: Die ist gut. Da sehe ich wie ein Mafioso aus. Sehr gut. Danke

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Ein weiterer Mann schaut interessiert in der Gegend rum. Klar. Der interessiert sich für unsere Arbeit, denke ich. Es stellt sich heraus, dass er Rittiner-Gomez bereits kennt. Foto? Kein Problem.

Auch die Schwiegermutter von Rittiner-Gomez ist dabei. Sie hat allerdings eher das Gefühl, sie würde uns von der Arbeit abhalten, obwohl sie längst Teil dieser ist.

Und dann war da noch der ca. 14jährige Junge mit seinem Töffli. Ihn wollte ich mit seinem übergrossen Helm auf dem Kopf aufnehmen. Auf meine Frage hin verweigert er. Nein, er darf nicht fotografiert werden, weil alles im Internet erscheinen würde...

Ansonsten - keine Probleme heute, ausser dass niemand den Jackpot mit über 40 Millionen Franken geknackt hat, gestern Abend.


Alle Infos - Ort, Arbeitszeiten usw. - hier

Fotos by Rittiner-Gomez

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