Donnerstag, 18. Mai 2006
Neue Luzerner Zeitung: Schon wieder verdächtig
Bereits zum zweiten Mal in dieser Woche schiesst sich die NLZ auf die Baselstrasse ein. Das fällt einfach auf. Heute geht es um die Drogenszene, die sich an dieser Strasse breit gemacht hat. Grundsätzlich habe ich nichts dagegen einzuwenden. Leider trifft diese Tatsache auf die Region zu. Es wird tatsächlich an verschiedenen Orten gehandelt.
Aber, das ist nichts Neues und allgemein bekannt. Aus diesem Grund braucht es kein grosses Bild mit der Schlagzeile "Drogendeals an der Baselstrasse" auf der Titelseite. Nur wer ganz klar ein Ziel verfolgt, geht so vor. Im Innenteil (Seite 23) geht es dann auf einer 3/4-Seite (inkl. 2. grossem Bild) mit der Schlagzeile "Kokain und Heroin an der Baselstrasse" weiter. Ich will an dieser Stelle keine Zitate anführen, da sich die LeserInnen den Inhalt wohl selber ausmahlen können.
Aber, die Konzentration auf eine Strasse und eine "Zielgruppe" lässt Zweifel an der Objektivität aufkommen. Mit keinem Wort wird z.B. auf die Hintergründe des Treibens, der Drahtzieher, der Szene an anderen Orten in der Stadt eingegangen. So wurde vor wenigen Jahren der Handel aus dem Bahnhof-Quartier vertrieben. Wie wir aus anderen Städten wissen, geht es nie lange, und die Betroffenen (KäuferInnen/VerkäuferInnen) organisieren sich an einem anderen Ort neu. Die Händler im Hintergrund bleiben weiterhin versteckt. Es ist wohl einfacher, eine offene Szene zu beschreiben, als zu Recherchieren.
Wie ich auch aus sehr gut informierter Quelle erfahren habe, gibt es in Luzern noch eine ganz andere Kundschaft. Die Herren im Anzug. Angestellte aus Banken, Versicherungen usw. Diese würden sich nie in der erwähnten Umgebung zeigen, sondern beziehen ihren Stoff und auch Spritzen an unauffälligen Orten. Und hier bahnt sich ein viel grösseres Problem an, weil diese Gruppe von Konsumenten stark zunimmt, aber eben "im Versteckten".
Beide Szenen, Baselstrasse und Teppichetage, haben einen gesellschaftlichen Hintergrund. Hier sollte eine seriöse Zeitung ansetzen, Aufklärungsarbeit leisten. Den Bewusstseinprozess in Gang bringen. Was die NLZ aber macht, ist nur kontinuierlich ein fassbares Feinbild aufbauen. Diese Art Berichterstattung sollte eigentlich im Jahre 2006 überholt sein. Denkt mal nach liebe Redakteure und JournalistInnen.
Tag(s): luzern drogen Neue Luzerner Zeitung feindblild
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