Sonntag, 12. Oktober 2008
Live aus Kaufdorf: Der letzte Tag ist angebrochen
Wie schnell doch die Zeit vergeht. Kaum wurde die Nationale Kunstausstellung auf dem Historischen Autofriedhof Gürbetal in Kaufdorf eröffnet, ist sie auch schon wieder vorbei. Nach dem heutigen Tag ist Schluss. Die Ausstellung schliesst, der Autofriedhof wird voraussichtlich nie mehr für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Obwohl hier noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Franz Messerli wird kämpfen. Der Kreis der Freunde wird immer grösser. Immer mehr Menschen erkennen den Wert eines solchen Kulturdenkmal. Schau'mer'mal.
Und was tut sich hier? Die Parkplätze füllen sich zusehends und vor den Kassen bilden sich wachsende Schlangen.
Angekündigt hat sich ebenfalls das Schweizer Fernsehen, Abteilung Tagesschau.
Und wer sonst noch kommt? Ich weiss es nicht.
Ingo Kleber, Am Honert 5, 36323 Alsfeld – Schwabenrod
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ingo-der-brezelmann@web.de
Sehr geehrter Herr Kulturminister Gartentor !
Im mai dieses jahres sah ich in den „tagesthemen“ im öffentlich-rechtlichen deutschen fernsehen einen beitrag zur eröffnung der „nationalen kunstausstellung autofriedhof gürbetal“.
Für mich stand sofort fest : das musst du dir ansehen – unbedingt. Im internet recherchiert :ca. 550 km von mittelhessen / deutschland bis ins gürbetal, nahe des thunersees im berner oberland in der schweiz – egal, ich muss da hin.
Da ich als selbstständiger in den sommermonaten arbeiten muss, war eine anreise erst im oktober möglich – es war das letzte wochenende der kunstausstellung, der letzte tag überhaupt, sonntag der 12. oktober, ein strahlend schöner herbsttag.
Es sollte einer der eindrucksvollsten tage meines 52jährigen lebens werden.
Fahrzeuge, die ich schon seit 25 und mehr jahren nur noch selten auf der straße und noch seltener auf einem schrottplatz zu sehn bekam, hier stehen nicht nur ein paar davon, hier stehen sie zu dutzenden, nein, was sage ich, zu hunderten, es stockt einem der atem, es ist einfach unglaublich ...
gleich am eingang, das zweite autowrack ist vorn und hinten durchwachsen von dicken baumstämmen – ein kunstwerk von so ausdrucksvoller schönheit, wie es nur die natur in zusammenarbeit mit dem zahn der zeit erschaffen kann ...
es sollte nicht das einzige kunstwerk bleiben ...
ich überschreite den extra für die kunstausstellung geschaffenen laufsteg und sehe fassungslos auf endlose reihen uralter automodelle, teilwies völlig zugewachsen und überschattet von riesigen bäumen, deren herbstlich-buntes blattwerk sich mit den verblassten farben der durch die zweige schimmernden autowracks zu einem faszinierenden farbenspiel mischt.
Manche der hier gelagerten automodelle habe ich noch nie im leben gesehen, andere wieder lassen in mir erinnerungen aus meiner kinderzeit wach werden, als ich als achtjähriger verbotenerweise immer auf einem benachbarten schrottplatz spielte. Hinter dem steuer eines opel kapitäns, eines 180er mercedes oder eines peugeot 403 träumte ich oft davon, mit diesem herrlichen auto auf und davon fahren zu können – hier sehe ich sie nach über 40 jahren wieder, als hätten sie all die jahre auf mich gewartet. Längst vergessene gefühle steigen in mir auf ...
ich bin längst weitergegangen, meine kamera klickt unentwegt. Was bin ich froh, dass ich mich nicht mehr mit 12-bilder-rollfilmen herumquälen muss, meine digitalkamera kennt solche probleme nicht mehr. Der erwachsene in mir hat wieder die oberhand gewonnen. Aber auch die realen bedenken melden sich wieder zu wort : kann es wirklich wahr sein, dass es menschen gibt, die diesen einzigartigen ort, dieses lebendige beispiel für eine symbiose von natur und den hinterlassenschaften unserer wohlstandsgesellschaft , in welcher die natur eindeutig den sieg erringt, einfach so zerstören wollen ?!?
ich bin im „normalen leben“ eigentlich ein befürworter von umweltschutz und gegen die vergötterung des automobils als statussymbols – doch dieser ort stellt all diese erwägungen in den schatten.
Er ist EINZIGARTIG UND MUSS DER NACHWELT ERHALTEN WERDEN ! Noch weitere 40 jahre, und die natur hat sich alles zurück geholt, was mal von ihr genommen wurde. Ein ort, der nachdenklich macht, ein lebendiges museum. Hier nur ein eizelnes stück abzumontieren wäre leichenschändung, ein abräumen käme einer bücherverbrennung gleich.
Bleibt mir nur ein winzigkleines stückchen hoffnung, dass das kulturverständnis über pragmatisches gesetzesdenken siegen möge. Wenigstens dieses eine mal...
denn die hoffnung stirbt zuletzt
es grüßt sehr herzlich ein oldie-liebhaber aus hessen, ingo kleber