Mittwoch, 18. Juli 2012
Instantpicture 200 von 366 – Homage to Monika Günther and Ruedi Schill 1/12
Archiv-Geschichten von Monika Günther und Ruedi Schill - Nachrichten aus der Zuckerdose. So lautet die Einladung zu einer Ausstellung in der Kunsthalle Luzern. Wer das Künstlerpaar kennt, kann sich ausmalen, was da kommt, vor allem wenn der Text beachtet wird. Da steht zu lesen:
„…Anhand einzelner Archiv-Exponate, die nach formalen, inhaltlichen, aber auch biographisch-subjektiven Kriterien ausgewählt wurden, werden die Besuchenden durch die vergangenen 50 Jahre geleitet. Dementsprechend vielfältig sind die Ausstellungsobjekte: Postkarten, Texte, Installationen, Papiertragtaschen, Fotografien, Malereien, Zeichnungen, Aquarelle, ein Video und eine Sammlung innerhalb der grossen Sammlung treffen aufeinander…“
Und genau so war es, bei der Vorbesichtigung für Medienleute. Zuerst eine unüberblickbare Menge von Werken aller Art. Dann eine Monika Günther, die eine kleine Führung gab, ergänzt durch Ruedi Schill. Hoppla. Habe ich „kleine Führung“ geschrieben? Im Verhältnis zum Gezeigten trifft dies wohl zu, nicht aber dem Inhalt des Gesprochenen nach. Fast sprunghaft erzählt die Künstlerin, was es mit einzelnen Objekten und Werken auf sich hat. Das geht von „ersten Geschenken“ an ihren Partner Ruedi über Geschenke von befreundeten Künstlerinnen und Künstlern bis zu Erstlingswerken der beiden.
Nun, ich kenne die zwei schon seit einigen Jahren, vor allem durch Begegnungen am International Performance Art in Giswil, aber auch Kurzgespräche, mal im Bahnhof, mal auf der Strasse, in einem Café oder dann in ihrer Galerie Apropos in Luzern. So hat sich ein Bild in mir aufgebaut, das jetzt durch die Ausstellung einen würdigen Rahmen bekommen hat. Ein Rahmen, der eigentlich gar keiner ist, sondern den BegegnungsRaum öffnet, in alle Richtungen, der Fragen entstehen lässt, Gedanken ziehen vorbei, das Weite ist plötzlich ganz nah, aber nie einengend.
All dies verursachte natürlich ein Problem. Wie soll die Ausstellung im Blog erscheinen. Einfach als „AusGehTipp“? Zu wenig. Als beschreibender Artikel, wie heute leider so oft üblich. Überflüssig. Aufzeichnungen von der Vernissage? Langweilig.
Nein, ich will eintauchen das Gezeigte. Doch wie? Die Leiterin der Kunsthalle Luzern, Alessa Panayiotou, hilft mir weiter, weil sie offen für neue Arten der Kunstvermittlung ist, sich nicht hinter dem üblichen versteckt, aber auch nicht verschlossen zur Suche nach neuem.
So wird zuerst mal verworfen, was nicht sein darf/soll/kann. Damit sind Videos und Texte schon mal vom Tisch. Was bleibt ist das Fotografieren. Aber nicht da Objekt, da Apparat und jetzt mal ein paar 100 Schüsse, einer wird schon gut. Nein! Das wäre zu billig für eine Hommage an Monika Günther und Ruedi Schill. Was bleibt? Das was ich am liebsten in dieser Sparte mache, Polaroid-Aufnahmen. Aber nicht mit neuen Filmen von The Impossible Project. Nein. Ich habe noch ein paar Heimlichkeiten. Fotofilme, die seit 6, seit 8, seit über 10 Jahren verfallen sind. Das ist es! Dann noch eine Spezialkamera, eine Macro 5 SLR von Polaroid. Diese wurde für Haut- und Zahnärzte hergestellt. Die richtige Kamera, ohne Zoom, ganz nahe ran zu gehen, zu ent-decken.
Doch welche Objekte? Alessa hat die ganzen Such- und Aufbauarbeiten aus nächster Nähe miterlebt, viele Hintergründe und Geschichten mitgenommen. So habe ich sie aufgefordert, einzelne Geschichten mir, in Verbindung mit den Objekten, zu erzählen. Dazu sollten die Aufnahmen entstehen.
Ich bin dann noch einen Schritt weiter gegangen und habe die Kamera Alessa übergeben, verbunden mit der Aufforderung, ganz alleine, ungestört, ein paar Aufnahmen zu machen. So ist eine Serie entstanden, für die wir beide als Autoren stehen. Wir zeigen „Tiefblicke“, erzählen aber wortlos die Geschichte dazu.
Wir hoffen nun beide, dass Monika Günther und Ruedi Schill damit ein Geschenk überreicht bekommen, das ihre unermüdliche Arbeit würdigt.
Alle Infos zur Ausstellung in der Kunsthalle Luzern > hier. Sie sie kann bis zum 24. August 2012 besucht werden.
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