Burka-Madonna mit Jesuskind
Ey Noel Ağacı (O Tannenbaum)
Allahu Akbar - Allah ist groß!
Eine Jungfrau wird schwanger sein…
Frohe Weihnachten!
Lukas Pusch gestaltete die Weihnachtsausgabe 2010 der "Presse" Wien
Vor ein paar Jahren lernte ich den Künstler Lukas Pusch in der heutigen Kunsthalle Luzern kennen. Insbesondere das Künstlergespräch ist mir noch sehr präsent. Seit diesem ersten Kontakt habe ich Lukas nicht mehr persönlich getroffen, aber der Kontakt ist über die Jahre nie abgebrochen. Insbesondere informiert er mich regelässig über seine Aktivitäten. Aktuell hat er die Weihnachtsausgabe der in Wien erscheinenden "Die Presse" gestaltet.
Auf den ersten Blick wirkt die Arbeit provozierend, ja sogar befremdend. Erst der Zweite eröffnet eine Logik, die eigentlich im 21. Jahrhundert selbstverständlich sein sollte. Die Verbindung und die Kommunikation von Weltanschauungen, von Religionen. Wir alle bewegen uns im öffentlichen Raum, benutzen zusammen die gleichen öffentlichen Verkehrsmittel, Strassen, Räume usw. Nie würde jemand daran denken, dass der Sitznachbar im Bus ein Moslem sein könnte, ausgenommen, er wäre entsprechend gekleidet. Und doch, wird der persönliche Rückzug angetreten, geht es schon los, mit der Trennung. Eine Zeitung wird aufgeschlagen, entsprechende Artikel springen einem entgegen. Die Glotze berichtet von Dies und Das usw. Wie habe ich soeben geschrieben? Im Bus ... und jetzt plötzlich soll das alles keinen Wert mehr haben, keinen Sinn mehr machen? Oder anders ausgedrückt. Wie frei bin ich eigentlich noch, in meiner Meinungsbildung.
In der "Presse" finden sich nicht nur Holzschnitte, sondern auch ein Gespräch mit Lukas Pusch, ein Porträt des Tages und ein Leitartikel zum Thema.
Das Porträt trägt die Überschrift "Ein Provokateur, der keiner sein will". Tatsächlich ist Pusch kein Provokateur, aber er geht Themen an, die provokativ wirken können. Es sind die Betrachter, die reagieren und das natürlich oft losgelöst, von den eigentlichen Werkgedanken. Jeder Künstler und jede Künstlerin übergibt im Normalfall Arbeiten an die Öffentlichkeit, bei Ausstellungen zum Beispiel. Dadurch müssen sie mit Reaktionen rechnen. Egal ob gefällige Kunst oder aufrüttelnde Arbeiten. Und hier stossen wir auf eine weitere Trennung, die wir uns selber zuschreiben müssen. Er will kein Provokateur sein, für uns ist er aber einer. Und das ist gut so. Lernen wir dadurch doch wieder das differenzierte Schauen, die Auflösung von Gut und Böse, das Vereinen verschiedener Blickwinkel durch unser Bewusstsein.
Doch während wir uns eine Meinung bilden, müssen wir auch mit der Reaktion des Künstlers rechnen. Nein, er muss sich gegenüber uns nicht rechtfertigen oder gar erklären. Aber er hat das Recht, auf uns, die BetrachterInnen, zu reagieren, sich zu distanzieren oder in Abrede zu stellen. KunstFreiheit ist eine Freiheit, die nie verstanden wird, aber immer wieder als Traktandum herum geistert, nicht zuletzt in der Welt der Politik.
Kunstfreiheit hat viel mit gegenseitigem Respekt zu tun. Doch diesen zu finden, ist schwer, sehr sogar, weil wir täglich aus der Balance geworfen werden. Ich nehme zum Abschluss meiner Gedanken ein Zitat zur Hilfe, aus dem Gespräch mit Lukas Pusch, enthalten in der Weihnachtsausgabe der "Presse" 2010:
"Die Presse": Bei Ihrer Arbeit ist also kein Bürgerschreck-Moment dabei?
Lukas Pusch: Es ist eher eine Einladung nachzudenken. Vielleicht gelassener auf alles schauen. Ich glaube, es wird eine der schönsten Zeitungsausgaben, die es je gegeben hat.
Links:
Die PRESSE Leitartikel vom 24.12.2010 –> hier
Die PRESSE Interview vom 24.12..2010 –> hier
Die PRESSE Portrait vom 24.12.2010 –> hier
Die PRESSE Leitartikel vom 31.12.2010 –> hier
Alles zu Lukas Pusch im kulturtv.ch –> hier
Copyright-Hinweis zu den Holzschnitten: © Lukas Pusch
Weihnachtsausgabe “Die Presse” (Polaroid-Aufnahme)