workshops oder warum ich kibera immer noch nicht gesehen habe.
die "industreal aeria" von nairobi befindet sich im südosten von nairobi. es sieht wenig "anmächelig" aus dort: staub, schmutz und extrem schlechte luft (abfallverbrennung unter freiem himmel, verkehr, industrie...). in den wenigen bäumen, die die strassen säumen, sitzen (und kacken) die grossen marabus.
das godown art-center befindet sich in dieser gegend. mehrere grosse bauten, vermutlich sind es einstige industriehallen, gruppieren sich um zwei staubige innenhöfe.
godown beinhaltet eine musik- und tanzschule, kunstateliers, handwerkliche "goodwill"-projekte, diverse büros und ein strassenkinderprojekt. abends gibts häufig musikveranstaltungen und discos. but i haven't been there.
peterson hat mich dorthin gebracht und so habe ich ehoodi kitchapi, künstler und organisatior von art-workshops für strassenjungs, kennengelernt:
"i realy like your work! couldn't you do a workshop for us...?" "also gut, (fühle mich doch geschmeichelt...) i will do it!"
peterson und ich gehen einen vormittag lang einkaufen. eine fahrt nach down-town um farbstifte, filzstifte, bleistifte, diverse papiere, briefumschläge und scheren zu kaufen.
ehoodi wäre für die organisation vor ort zuständig. wäre, bei meiner ankunft ist kein ehoodi da. immerhin lassen sich zehn jugendliche auftreiben, die an meinem workshop teilnehmen möchten.
die jungs, zwischen dreizehn und zwanzig, kommen jeden morgen ins zentrum und verbringen den ganzen tag dort. sie werden verpflegt und haben "unterricht" (?) in akrobatik. wenn sich ein gutwilliger "visual-artist" bereit erklärt, einen workshop zu geben, ist das dann eine willkommene abwechslung.
nirgendswo ist ein raum aufzutreiben in dem der workshop stattfinden könnte. das büro (mehrere leute arbeiten dort an diesem strassenkinderprojekt) schickt mich in den offenen vorraum der akrobaten-tanzgruppe, die gerade hauptprobe für ihre theaterproduktion hat.
tische? no problem. drei werden organisiert! mein material auf dem einem ausgebreitet und stühle brauchts eh nicht. am zweiten workshop-tag, tauchen aber doch noch ein paar der unvermeidlichen plastikstühle auf!
mein improvisationstalent ist gefragt und zum glück habe ich vor vielen jahren einmal eine lange weiterbildung in theaterpädagogik gemacht!
schreie was meine stimme hergibt, um gegen den sound der akrobatikgruppe anzukämpfen. die jungs sind willig, dankbar und es kommt tatsächlich rasch so etwas wie eine arbeitsstimmung auf. als ehoodi dann auftaucht, beginnt er sofort, mir dreinzureden. "die sollen lernen, so zu malen wie du! was machst du denn da? sie hätten dir im kuona farbe und pinsel kaufen sollen?" die jungen männer haben zum glück keine mühe mit meinem programm. wir lassen uns u.a. von den akrobaten inspirieren! die arbeit mit den jugendlichen berührt mich sehr!
als ich dann zusammenpacke fragen sie, ob und wann ich wiederkommen werde. ich fühle mich schlecht dabei, ihnen sagen zu müssen, dass es das jetzt schon gewesen sei.
ich wusste schon im vorfeld, dass solche projekte einfach "nachhaltigkeit" bräuchten!
workshops wie meiner sind wie bonbons. geniessen und trotzdem hunger haben! im nachhinein nervt mich die vorstellung, dass da drei (vier?) leute einen bürojob haben und mir dann den ganzen tag beim arbeiten zuschauen, anstatt selber aktiv zu werden.
hier eine gewisse zeit zu verbringen und all die gespräche mit siri über korruption und politik, haben zur folge, dass ich der ganzen "entwicklungszusammenarbeit", wie es ja heute heisst, je länger, je kritischer gegenüber stehe.
ob all diese karitativen westlichen projekte wirklich längerfristig gut sind?
in kibera war ich (noch?) nicht, weil ich nicht einfach hingehen kann bzw. will und die armut von der sicheren seite her bestaunen möchte. slumtourismus ist wohl einfach nicht meine sache.
godown art-center. mein workshop fand in diesem offenen teil statt.
Hinweis
Kathrin Racz at Le Rustique Restaurant - Nairobi/Kenia
Opening Tuesday 17th November 2009 - 6 - 8 pm - Infos --> hier.