Samstag, 2. Oktober 2010

Schlatter unterwegs LXXXVIII: Mit den netten Damen am Telefon wäre Kafka anders geworden...

Bruno Schlatter teilt mit (Freitag, 1.10.2010)

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Der Fernseher im Klubhaus

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Stempel der Universellen Republik Kugelmugel

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Sonderbriefmarke der Liga der Enttäuschten

Sehr gesprächig wäre der Propagandaminister von Kugelmugel, auf jeden Fall strahlt er, erstens, weil er so viel Unterlagen zum Thema gefunden und mitgebracht hat, und zweitens, weil wir – mit ‚wir‘ meine ich die Österreichische Literatennationalmannschaft im Fussball – mit 4:3 gegen die SPÖ-Fraktion des Wiener Parlaments (somit die Anhänger vom Häupl) siegen, wobei ich zu meiner persönlichen Bilanz sagen muss, dass ich mit zunehmender Kurzsichtigkeit Flutlichtspiele immer mehr meiden muss, so haue ich in der 15. Minute mit dem linken Fuss voll in den Boden, womit statt einem wunderschön getimten Flanke ein Ball mehr beim Gegner landet und ich durch den Rest des Abends humple. Weiter bleibt die Erkenntnis, dass ich an meiner Kondition arbeiten muss. Eben, gesprächig wäre er gewesen, der Propagandaminister, als wir es dann probieren fehlt die Ruhe im Lokal respektive das Licht draussen, weshalb wir das Interview vertagen und ich zuerst mal die Unterlagen mitnehme und studiere. Zuallererst schauen wir die Uefacup-Spiele am Fernsehen im Clublokal und verbrüdern uns bei einigen Bieren… es entsteht unter anderem die Idee, dass die Schweizer Literatennationalmannschaft nächstes Jahr zum Augustin-Cup eingeladen werden sollte. Entgegen meiner Selbsteinschätzung erhalte ich einige Komplimente: die Verteidigung sei gut gestanden!

Irgendwann die längere Radlfahrt zurück in den 8. Bezirk, wo ich zu müde bin um in den Ausgang zu hinken und kurzerhand noch ein wenig arbeite, ich bringe das Interview mit Guido Bock aus der Neustadt Dresden zu Ende..

Es kommt wie es kommen musste, humple heute morgen durch die Wohnung, ganz im Gegensatz zu ‚Mopedrock‘ die durch die Gänge röhren, wieder mal von Montpellier bis Bözen. Nur in WC und Bad ist es ihnen zu eng. Habe gestern die CD von Andreas Leikauf erhalten, es ist eine Zusammenstellung älteren Materials und der neuen Sachen, die bald erscheinen sollten. Ein paar wirklich erfrischende Songperlen darunter.

Stelle das Video ‚Einlinienzeichnung‘ für Klaus Büsen fertig und stelle es auf YouTube. Beginne anschliessend das Gespräch mit Sebastian Schwenk zur Bunten Republik Neustadt auszuwerten.

Das erste Telefon ins Rathaus bringt dann nicht Kafka, sondern zuerst mal einen epischen Wienerwalzer, ehe eine nette Stimme mir erklärt, dass die zuständige Person soeben weg gegangen ist und ich es in einer halben Stunde nochmals probieren darf.

Kaufe kurz ein, unter anderem weissen Sturm (wie Sauser), was sich als schwierig erweist in der Plastikflasche, die nicht ganz geschlossen wird wegen dem Gärungsdruck und deshalb überall schäumt und überquillt.

Beim zweiten Versuch werde ich auf den Nachtmittag vertröstet. Zum Glück gibt’s heute Telefon, bei Kafka irrten sie dafür jedes Mal durch die Gänge.

Der dritte Versuch, freundliche Stimme: „Leider ist er noch nicht da, in einer halben Stunde circa…“

Der vierte Versuch wird dann per Automatik umgeleitet zur Zentrale, welche mich ins Nebenamt vermittelt, wo ich zuerst wieder schöne klassische Klänge höre, bis mir eine nette Dame die Ausgangsnummer meines Telefons geben will. Nach meinem Insistieren, dass ich ja genau von dieser Nummer her käme, werde ich aufgeklärt, dass in dem Fall wohl niemand mehr im Büro sei und ich es am Montagmorgen probieren dürfe! Danke! Gerne!

Studiere also mal die Akten von Kugelmugel und der daraus hervorgehenden Liga der Enttäuschten.

Die Zeit reicht noch, um das Interview mit Günter Starke zu verarbeiten und zu merken, dass die Bunte Republik Neustadt ein friedliches Volk von Kuchenbäckern ist. Ausschnitt:

Ich wüsste zwar auch heute keine Alternative, mir würde es reichen, wenn unser Grundgesetz – das keine richtige Verfassung ist, richtig angewendet würde. Aber dagegen wird ständig verstossen. Da steht zum Beispiel, Eigentum verpflichtet, sein Gebrauch soll der Allgemeinheit dienen, wo wird das verwirklicht? Dann gibt es den Paragraph 21, glaub ich, die Parteien wirken an der Willensbildung des Volkes mit, aber meiner Meinung halten die Parteien das ganze Land fest im Griff. Es gibt keine Sache, die man ohne Zustimmung und Mitarbeit irgendeiner Partei machen kann. Wo ist da der Bürger frei? Ich denke die Natur des Menschen ist nicht so stark veränderbar, Gier und Neid werden eben immer bleiben, deshalb funktionieren andere Gesellschaftsmodelle, zum Beispiel das sozialistische, eben nicht.“


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2. Ze(h)nsekundenstar

Video Einlinienzeichnung von Klaus Büsen:

Franz Kafka ‚Das Schloss‘
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