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Vor ein paar Wochen konnte ich, in der ARD, aus der Reihe "Bilderbuch Deutschland", einen Bericht über Gütersloh geniessen. Nachdem ich ein paar Einwohner dieser mir völlig unbekannten Stadt kennen lernen durfte, war ich natürlich gespannt, was dieser Ort zu bieten hat. Los ging’s mit einen eindrucksvollen Spass-Bad und seemännischen Klängen, vorgetragen durch einen Shantychor. Weiter wurde ich informiert, dass die durchaus reizende Stadt über ein Parkleitsystem verfügt, dass scheinbar völlig überflüssig ist, da keines der Parkhäuser je voll wird. Auch mit dem Stadttheater scheint es nicht so richtig zu klappen und Asylanten können schnell mal die Verwaltung überfordern, vor allem wenn sie als Kubanische Gruppe auftreten. Lobenswert scheint mir, zu erwähnen, dass die ca. 95'000 Einwohner von einer Frau (Maria Unger) präsidiert werden. Herausragende Unternehmen sind der Bertelsmann-Konzern (Medien aller Art), Miele (die der Stadt auch den Stempel eines sauberen Orts aufdrücken), ein traditionsbewusster Metzger (Rolf Ortmeyer), der zugleich auch die Linde führt. Natürlich fehlt auch eine Bekleidungs-Design-Firma (annette görtz) nicht. Warum die englische König den Ort schon drei Mal besucht hat, bleibt im Dunkeln. Der Fussball-Club ist leider insolvent, dafür findet sich ein Funkturm, der nicht benutzt wird.
Der ICC hält täglich, was den Anschluss an "die Welt" garantiert.
Doch über einen Punkt informierte die Sendung nicht. Gütersloh hat eine Zensur-Behörde und diese versteckt sich in der Teppich-Etage des Bertelsmann-Konzern. Der heimliche Skandal geht verschlungene Wege. Bertelsmann kontrolliert über seine Tochter RTL-Group (TV) den französischen Privat-Sender M6. Die Moderatorin Audrey Sarrat des Kinder-Fernsehprogramms M6 Kid wurde entlassen, weil sie eine erotische DVD präsentierte, natürlich nicht in einer Kindersendung. Es geht um eine von der Firma Advanced Pictures produzierte DVD, in der sich je sechs 18 bis 25 Jahre alte Männer und Frauen nach und nach ausziehen. Allerdings ist dieser Film nicht der Kategorie Porno zuzuordnen, sondern dem Bereich Satire, handelt es sich doch um eine überspitzte Darstellung des Reality-Fernsehens. Der Titel des Films, der in jedem französischen Laden mit entsprechendem Angebot zu haben ist: "Nus et Célèbres" (wörtlich: nackt und berühmt). Der Film ist ab 16 Jahren freigegeben.
Wer die Sendungen auf RTL kennt, wundert sich über einen solchen Schritt nicht. Deutschland sucht den Superstar z.B. ist doch das beste Beispiel für eine Reality-Show, nach dem Motto: Zieh dich aus und du bist dabei. Wobei ich natürlich "ausziehen" nicht real meine, sondern rein seelisch-exhibitionistisch. Solche Sendungen vertragen keine Satire, sind sie doch in sich schon Real-Satire.
Für mich ein weiteres Beispiel, wie in der jungfräulichen Provinz globale Politik gemacht wird, ganz unscheinbar, unauffällig, geleitet durch ein überflüssiges Parkleitsystem.