aus: Das Schötzer Schmittenanneli – Video von Bruno Schlatter bei YouTube (Link)
Bruno Schlatter startete am Freitag den 28. März 2014 sein aktuelles Blogabenteuer. Die nächsten 105 Tage soll jeden Tag über seine Recherche mit Kamera in den Schweizer Alpen gebloggt werden. Insbesondere die Zentralschweiz wird einen Schwerpunkt des Projektes bilden. Dies hat natürlich unser Interesse geweckt und wir haben aus diesem Grund mit ihm ein Interview geführt.
kulturtv: Bruno, du bist mir ursprünglich als Schriftsteller, Autor und Musikschaffender aufgefallen. In den letzten Jahren hast du dein Wirkungsfeld ausgeweitet. Dein aktuelles Projekt veröffentlichst du als Blog. Das Projekt nennt sich "Sagen im Alpenraum - Eine Spurensuche". Ist das Projekt ein Zurück zu deinen Wurzeln?
Bruno Schlatter: Jein! Als Schweizer ist es natürlich ein Back to the Roots, wenn man sich in die Zentral- und Innerschweiz vorwagt, als Autor geht es schon fast in die Vorgeschichte der Wurzeln, sind doch die Sagen eben ursprünglich erzählt und nicht geschrieben, zusätzlich dürften die Mythen, Legenden und Sagen zu den ersten geschriebenen Stoffen gehören.
In meinem Projekt geht es allerdings nicht darum, dass ich selber als Autor auftrete: ich sammle Sagen und gehe ihren heutigen Spuren nach, untersuche, ob und wie sie heute noch erzählt werden. Mein Schreiben im Blog ist also mehr ein Tagebuch.
Mit der Blogform praktiziere ich eigentlich explizit die Vielseitigkeit meines heutigen Schaffens: Text, Foto, Video, Social-Media-Vernetzung, Erlebnisvermittlung etc.
kulturtv: Es gibt in der Zentralschweiz einige Sagen- und Mythenforscher, auch mit wissenschaftlichem Ansatz. Ich denke da an Kurt Lussi, Pirmin Meier und natürlich Joseph Müller (* 1870 - † 1929).
Alle diese Autoren haben in Buchform die Ergebnisse ihrer jahrelangen Forschungen publiziert, auch den Zusammenhang zu volkskundlichen Erkenntnissen aufgezeigt. Stichwort: Volkskunde. Versuchst du nur die Spuren zu den Sagen auf zu zeigen, oder beziehst du auch die volkskundlichen Hintergründe ein?
Bruno Schlatter: In den ersten tagen meiner Suche habe ich schon verschiedenste Namen erhalten, dank deiner Frage soeben wieder drei neue! Natürlich werde ich mich auch mit solchen Leuten treffen, dies bedingt aber wohl, dass ich längere Aufenthalte respektive mehrmalige Wiederkunft an Orte plane, was ab nächste Woche der Fall sein wird. Natürlich interessieren mich reelle historische Ereignisse und volkskundliche Hintergründe in den Sagen, vor allem die tiefenpsychologischen Bedeutungen der Sagen, wie sie zum Beispiel Thomas Bachmann darstellt im Zusammenhang von Alp und Seele ( Seelenwanderung um Escholzmatt (Link zum Blog) ).
kulturtv: Sagen entwickeln sich immer. Irgend wo entstehen sie, werden weiter gegeben und dadurch verändert, oder gar an heutige Begebenheiten angepasst. 2007 habe ich die Teufelssage mit Dr. Troxler als Erzähler produziert. Dies wäre so ein Beispiel (http://youtu.be/4Uup40q3LMM). Hast du ein Rezept, wie du solche Entwicklungen erkennen kannst?
Bruno Schlatter: Natürlich habe ich noch kein Rezept, schliesslich bin ich am Anfang meiner Recherche. Ich habe verschiedene Bücher in denen die gleichen Sagen vorkommen, die sich also vergleichen lassen. Dazu kommen dann hoffentlich möglichst viele Sagen in mündlicher Form auf meine Kamera, womit ich erneut vergleichen kann. Teil der Arbeit wird dann auch ein Schulischer sein: wie lassen sich Sagen heute in der Schule nutzen? Da werde ich voraussichtlich Vorschläge erarbeiten, wie eine Entwicklung bewusst in Gang gesetzt werden kann.
kulturtv: Zum Schluss noch eine Frage, oder genauer zwei. Wie ist das Projekt entstanden und gibt es einen Zeitrahmen?
Bruno Schlatter: Das Projekt findet im Rahmen meines Weiterbildungssemesters an der FHNW Brugg/Windisch statt. Ursprünglich lancierte ich eine Eingabe mit zusätzlich Märchen und Mythen, da hätte ich gerne selber geschrieben und auch mehr Zeit bekommen. Dieses Gesuch wurde aber abgelehnt und ich reduzierte dann mein Forschungsgebiet auf die Sagen. Am 30. Juni werde ich mein Projekt an der FHNW präsentieren und am 11. Juli nach 105 Tagen den letzten Post schreiben. Ich gehe aber davon aus, dass ich dann eine riesige Videobibliothek angesammelt habe, welche ich noch zu einem längeren Film zusammenschneiden will! Dies wird aber erfahrungsgemäss noch ein weiteres Jahr Arbeit in Anspruch nehmen.
kulturtv: Danke Bruno für deine Bereitschaft, der interessierten Leserschaft einige Hintergrundinformationen zu geben. Das Projekt ist also keine Eintagsfliege. Das freut uns natürlich, gibst du uns damit doch die Möglichkeit, das Thema vertieft zu betrachten.
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