Montag, 13. September 2010

Schlatter unterwegs LXXI: In der Sackgasse

Bruno Schlatter teilt mit (Sonntag, 12.9.2010)

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Attwenger mit den Hiphoppern ein Stück gemeinsam

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Attwenger aus Sicherheitsdistanz

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Mopedrock frisiert…

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Heurigenhalt


Nach kurzer Erholungsphase geht’s an die Mariahilfstrasse, wo zuerst ‚Texta‘ österreichischen Hiphop mit klassenkämpferischem Einschlag ins Publikum schmettern, ehe die Pre-Rapper und Alpen-Hendrixe Schlagzeug und Akkordeon beackern: Attwenger himself spielen für die Öffnung der Stiftskaserne (eine stillgelegte Kaserne, die einfach so verschlossen dahin zu dümpeln scheint) zum urbanen ‚Campus7‘ mit Kultur- und Bildungseinrichtungen. Dies mitten auf der Strasse, ich kann also praktisch mit dem Fahrrad ins Konzert radeln. Stelle dann fest, dass ich langsam alt werde, weil ich es nicht mehr ertrage, wenn mir die Bässe auf die Brust schlagen und die Knie zum schlottern bringen: genau gesagt: das macht mir Angst: und das erst recht, wenn dann noch ein Trottel sein Mikro mit der Hand umschliesst und eine wunderbare Rückkoppelung produziert…

Also geh ich immer weiter zurück und hoffe auch ein ‚bisserl‘ auf Attwenger, dass die vernünftiger sind, aber nichts da: die Musik ist zwar toll, schon crazy, was da alles aus dem Akkordeon kommt, wenn es durch diverse Filter und Effekte geschleust wird. Interessant auch, dass die natürlich heutzutage auch das Laptop benutzen für die Grundloops…

Am Schluss entdecke ich Hans, der heute Nachmittag auch mitgespielt hat, wir haben uns noch darüber unterhalten, dass wir uns eventuell am Konzert sehen würden. Wir gehen zusammen ein Bier trinken in einer In-Bar, respektive in der In-Bar daneben, weil die In-Bar ja eben proppenvolle ist. Erfahre, dass es so Usus ist, dass jedes Konzert, selbst die löbliche Amy McDonald so laut gespielt werden müsse, dass es einen wegblase. Hörte das erste Mal (vermutlich… mag mich wenigstens nicht erinnern) von Leopold Kohr, der ein bedeutender Philosoph und Träger des alternativen Nobelpreises sei und sich mit Kleinstaaten beschäftigt habe. Finde das eben auch schön an meiner Reise, dass mich in jedem Land, die Leute wieder auf andere Leute und Utopien lenken. Finde aber auch wieder mal etwas bedenkenswert, nämlich diese weitverbreitete Grundhaltung: was, das oder den kennst du nicht! Ja, verdammt, es gibt mehr Dinge auf der Welt, die ich noch nicht kenne, als die, die ich kenne!!! Ist doch auch schön so… und es gibt verdammt wenig Dinge wie Leute, die man einfach kennen muss, und die sind letztlich vielleicht gar nicht so bedeutend, wie sie scheinen: Elvis, Beatles, Michi Jackson u.a. und zum Beispiel der 2. Weltkrieg ist in Südamerika nicht wirklich bekannt, weil er dort ja auch nie ein Thema war. Kennen ist also folglich situativ- und kulturbedingt… sozusagen von der Peer-Group abhängig.

Morgenessen mit Annakin ‚Falling into place‘ (die Peergroup von Walti stimmt mit der meinen schon seit Tagen überein), immer wieder schöne Tunes mit dieser Schmelzkäsestimme, die einem in alle Zwischensphären katapultiert, die man normalerweise am frühen Morgen nicht erreichen würde, unter anderem auch in die Süsswarengeschäfte dieser Welt, wo man dann aber beinahe kleben bleibt.

Tauche in die Welt Saugeais ein, studiere nochmals zum Kloster, zur Züchtigung des Aristoteles und die Sitten des Saugeais, Zitat: ‚ Sitten und Bräuche fanden wir im Coutumier de Saugeais (Rechte, Bräuche und Sitten), da gibt es insgesamt 112 Artikel aus dem März 1458 so z. Bsp. ist beschrieben, wie die Mädchen das Trousseau fixieren müssen für die Heirat, welche Weintaxe zu entrichten ist, das Recht auf Brache ist ebenso wie das Herbergsrecht für Tiere, die im falschen Stall landeten geregelt, auch dass alle Einwohner ein Recht auf die Jagd besassen, war nachzulesen, wobei klar gestellt wurde, dass dem Abt entweder die Füsse oder der Kopf des Tieres innert 24 Stunden übergeben werden musste. Wer ein Haus baute, hatte Anrecht auf Hilfe durch die Nachbarn.‘

Am Nachmittag ans Sackgassenfest zu den ‚Modpedrock’ern, die fahren so ziemlich frisiert ihre französischen Chanson-Rocksongs durch den Innenhof und hözen auch mal bis Bözen, ööö, sorry Montpellier, genau wegen dem Song Montpellier war ich nach dem Anhören auf Myspace definitiv überzeugt, habe schliesslich ein Jahr in Montpellier gelebt und französisch studiert. Haben auch einen Brassens Song dabei und einen von Jaques Dutronc: sept cent millions de chinois et moi et moi et moi, ich vermute allerdings, das von Billy ze Kid in meiner Frankreischzeit gehört zu haben… Mopedrock gefallen mir besonders, wenn sie die elektrische Geige einsetzen und versuchen wie eine Harley zu tönen. Eher selten die Besetzung mit 2 Frauen am Bass und Schlagzeug neben zwei Gitarristen… kommt aber charmant. Das Fest wird übrigens vom Häferl veranstaltet, einer Tagesstätte für Haftentlassene und Freigänger.

Auf dem Rückweg die Wien runter und zum Heurigen von Futscher, einen kleinen Apéro vom weissen Hauswein (ein Heuriger muss seinen eigenen Wein produzieren!) und vom Buffet genascht: verschiedene Brotaufstriche plus Saures: Senfgurken, Sauerkraut in Peperoni.

Für den Abend habe ich mir, weil ich gerade an der Ecke war, einen Heldenplatz reserviert.

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Attwenger (natürlich an einem anderen Konzert, aber aus ähnlicher Distanz aufgenommen, die ich auch für erträglich hielt: und ich bin nicht heikel!)

Leopold Kohr

Mopedrock

Et moi
//LINKS ENDE//

 


2 Kommentare:

  1. Mit freundlichen Grüßen Dr.Peter Roland!
    Ich werde sicher nicht dieser Veranstaltung beiwohnen!
    Kommt zum Roland und lasst euch abzocken!

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  2. Da hat aber jemand Glück gehabt. Der Eintrag ist vom MONTAG, 13. SEPTEMBER 2010 und die Veranstaltung dürfte längst vorbei sein ;-)

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