Bruno Schlatter teilt mit (Dienstag, 21.9.2010)
Walter Eckhart liest ‚Westend Blues‘
Bei Andreas Reimann im Atelier im Kunstquartier
Glas-Stahlkonstruktion als konsequenter Neubau
Am Abend erweitern wir den ‚Aktionsradius‘, das ist ein tolles Veranstaltungslokal beim Augarten. Verbindungen von Literatur und Musik interessieren mich eh und als ich las, dass der Schriftsteller Walter Eckhart auch als Minister der freien Republik Augartenstadt bezeichnet wird, war die Sache geritzt: ich liess Klaus keine Wahl mehr und entschied, dorthin zu gehen. Wie wir feststellten, eine gute Wahl. Wir stiessen auf eine sehr interessante, szenisch gestaltete Lesung (Eckhart unterstützt von einem Schauspieler) aus dem Romanmanuskript ‚Westend Blues‘ (noch in Arbeit). Zwischendurch spielt immer wieder Al Cook, der weisseste schwarze Blueser in Wien, auf seiner silbrigen Westerngitarre den uralten, knarrigen Blues im Westend-Style. Al Cook ist Musiker durch und durch, während die andern lesen, scheint er seine Gitarre zu streicheln, seine flinken Finger zeichnen imaginäre Akkorde auf das Griffbrett. Im anschliessenden Gespräch ergibt sich, dass ich ihn heute Abend mit elektrischer Gitarre und Band sehen werde (morgen mehr).
Nach der Lesung muss Klaus noch länger ausharren, weil ich ja noch mit der Republik Augartenstadt Kontakt aufnehmen muss, was sehr einfach ist, sind doch federführende Minister anwesend und auch sehr kontaktbereit. Die Republik Kugelmugel hat sich ja immer noch nicht gemeldet, aber die Augartenstadt reagiert spontan auf mein Ersuchen, womit sie in meinen Plan rutscht. Diese Geschichte wird fortgesetzt.
Auf dem Heimweg stellen wir fest, dass die ‚Bunkerei‘ völlig verbunkert ist, wahrscheinlich Ruhetag. In der um Mitternacht leblosen Innenstadt finden wir ein kleines italienisch angehauchtes Lokal, das wir kurz inspizieren. Weiter stellen wir uns an die Bar im Hotel Rathaus, wo ich vor zwei Jahren (anlässlich der Literaten-Europameisterschaften im Fussball) logieren durfte und diskutieren über die kleinen Verbrechen des Umbaus, wenn ein an und für sich wertvolles Gebäude durch modernen Schrott entwertet wird, weil uns die Réception dazu animiert. Auf dem Weg durch die Josefstadt runden wir diese Diskussion im Café Merkur ab.
Nach einem guten Schlaf an die Arbeit. Im Hintergrund Arnold Schönberg, ‚Chorwerk‘, 1978, von Pierre Boulez dirigiert. Ernste Chöre mit nahezu religiösem Gehalt. In dieser Zeit schaffe ich es, den Karboismus fertig zu hören und zu tippen.
Am Mittag besuchen wir Gabriele Dirnbacher in ihrem Kunstquartier… nana, eben net des Museumsquartier. Gabriele hat das Fabrikgelände ihrer Familie gekauft und vermietet preiswerte Ateliers an rund 50 Künstler. Sie stellt uns Elisabeth vor und führt uns alle drei durch die Räumlichkeiten: da könnte man sein… schlussendlich knüpfen wir die nötigen Webkontakte und verabschieden uns herzlich. Mal schauen was sich daraus ergibt…
Klaus und ich beschliessen, dass die Zeit für den eigentlich geplanten Heurigenbesuch am Stadtrand Ottakring –DEM echten Wien– zu knapp wird und schlängeln uns durch das Quartier. In der ersten Knelle gehen wir in den ‚schattigen Garten‘ der dann ein wenig älter aussieht als auf der Foto draussen, aber das machen ja die professionellen Anbieter auch, die Fotoretouche, aber die hier haben immerhin einen ehrlichen Glas-Stahl-Einbau für den neuen Liftschacht, nicht dieses verfälschte ‚ich möchte gerne auf alt machen, habe aber kein Geld‘ von gestern in der Hotelbar und dazu preisen sie ein tolles Spanferkel für Ende Monat an, da muss ich mir meine vegetarische Position überlegen.
Das Café Hummel wird auch noch aufgesucht, damit Klaus zwei richtige Wiener Cafés besucht hat, wo die alten Männer noch Zigarren rauchen (dürfen, weil es die Glastrennwand gibt).
In der Wohnung schreibt Klaus noch Postkarten und geht ins weltweite Netz, während ich etwas Kleines esse.
Abschliessend treffen wir Stefan im Bellaria, wo Klaus schon sein erstes Bier in Wien getrunken hat und ab 7 Uhr wieder der gleiche Herr am Piano swingt. Wir klären die letzten offenen Fragen und nehmen herzlichen Abschied – bis zum nächsten Mal!!!
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Aktionsradius
Andreas Reimann
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Das war eine sehr gelungene Vorstellung!
AntwortenLöschenviele Grüße
Klaus Büsen