Donnerstag, 23. September 2010

Schlatter unterwegs LXXX: Ein Mozart kommt nie ohne Brahms, Schubert und Beethoven

Bruno Schlatter teilt mit (Mittwoch, 22.9.2010)

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Martin Wichtl überreicht das Porträt an Al Cook

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Nein, eben keine Kapelle sondern ein Grabmal

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Die Decke der Jugendstilkirche

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Der unvermeidbare Mozart

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Impression im Botanischen Garten

 

Nach 9 Uhr fahre ich ins Jazzland um mir Al Cook anzuschauen, und erlebe das erhebende Gefühl, die gesamte Gästeliste zu füllen. Hier bin ich mal wieder zu spät, hier geht es pünktlich los. Heute spielt Al die elektrische Gitarre mit Klavier und Schlagzeugbegleitung, leider nicht der Stammschlagzeuger, der hat Ferien. Erdiger Blues, sparsam aber dreckig genug gespielt. Das Trio präsentiert viel Traditionelles, das Al Cook speziell arrangiert hat. Al Cook hat über 45 Jahre Bühnenerfahrung, die man in seiner souveränen Art sieht, die Bühne einzunehmen. An der Bar treffe ich den Martin Wichtl, den wir ja schon im Café Céleste am vorletzten Montag gehört haben. Er überreicht heute Al ein Porträt, das Martin von ihm gemalt hat und spielt natürlich auch ein paar Soli in einem Stück. Nach der Pause gibt Al Cook zuerst ein paar Songs solo, wozu er immer eine treffende Geschichte zu erzählen weiss, ehe die Band dem Blues nochmals einheizt. Ein weiterer Gast übernimmt stellenweise das Piano. Ich kaufe mir eine CD mit einem Überblick über die letzten 45 Jahre Al Cook und fahre ein wenig durchs Quartier nach Hause.

Werde heute durch das 3. Josefstädter Bohrorchester geweckt: vermutlich eine Hilti und eine Bosch in einem Duett E Minor in mehreren Sätzen.

Nachdem die Küche wieder glänzt, höre ich mir ‚Folksongs‘ von Dvorak, Kodaly und Britten an, dargeboten von Anne Sofie von Otter, Gesang, und Bengt Forsberg am Piano, 2000. Die für meinen Geschmack allzu arienhaft vorgetragenen Gesänge verbinden sich mit den Bohrmaschinen in einem sehr experimentellen Stil.

Starte mit Kapitel 4 ‚Der Schwarzenberger Mythos‘.

Am Nachmittag ein Pflichtprogramm: Die grösste Ansammlung Bestatteter europaweit, der Wiener Zentralfriedhof, wobei man sich fragt, was daran zentral ist, wenn was so an der Peripherie liegt. Ein Riesending mit pompösen und noch pompöseren Grabsteinen, oft zu kleinen Kapellen auswuchernd. Beim Abwandern wird einem bewusst, wie jüdisch Wien einst war. Mittendrin die riesige Jugendstil-Kirche mit beeindruckenden Arkaden links und rechts. Ein Ehrenplatz für die ‚Krieger‘ im 1. Weltkrieg, mehr Wiese denn Friedhof mit vereinzelten verwitterten Grabsteinen und einem Mahnmal. Ein verstörend eintöniger Platz für die russischen Kriegstoten. Irgendwo ein Haufen Durcheinander mit Grabsteinresten von nach dem Bombardements und Kämpfen im Jahre 1945. Und es kommt, was kommen musste, man kann nicht ewig in Wien leben und nie dem Mozart über den Weg laufen, ich staune, dass es so lange dauerte, dafür sind dann Brahms, Schubert, Beethoven und Kollegen auch gleich da, hinten rum auf der abgewandten Seite die weniger bedeutenderen Hofkapellmeister… Stolpere noch über ein paar seltsame Familiennamen wie ‚Übelhak‘ und ‚Modern‘.

Auf dem Rückweg gehe ich noch einmal in den botanischen Garten, darf aber mein Fahrrad nicht über die Wege stossen, was die Mamas mit dem Kinderwagen ebenso sehr erstaunt, wie mich. Eine sehr schöne Anlage, ich gehe mal die Nutzpflanzen ab und wünsche mir, dass es in meinem Garten auch so ordentlich wäre. Finde ein nettes Bambuswäldchen, in das ein Eisengitterweglein hineinführt, durch den der Bambus kräftig spriesst.

Zuhause sehe ich ein erschütterndes Video, werde folglich am Freitag dort sein.

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Jazzland

Al Cook

Zentralfriedhof

Das erschütternde Video
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