Montag, 20. September 2010

Schlatter unterwegs LXXVII: Klaus nimmt mich in die Mangel

Bruno Schlatter teilt mit (Sonntag, 19.9.2010)

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‘ I see now‘ auf dem Weg zum Praterstern

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Klaus Büsen im Botanischen Garten

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Dächer von Wien

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Gegenwartskunstdepot zum Thema Noseland

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Gegenwartskunstdepot

Zuerst zeige ich Klaus die Republik Kugelmugel, die ihn ebenso traurig stimmt wie mich, weil dieser Stacheldraht die eigene Idee zerstampft. Kurzfahrt über die alltägliche pratersche Rummelei zum Fluc rüber, wo wir das Künstlerfest besuchen, das uns dann aber ehe als Bandfest vorkommt (oder haben wir da was übersehen?), auf jeden Fall hören wir uns die Jazzer an (da erkenne ich den Bassisten vom Montagsjam wieder ), die ihre Instrumente gehörig auskratzen und – quetschen. Zur zweiten Band (70ies Progrock-Epigonie: ich sage nur: komm wir tönen mal wie Pink Floyd) gehen wir auf die sehr schöne Terrasse des Fluc, die paar Bäume schützen diese vor der sonst irgendwie pompös-hässlichen Gehetzigkeit des Pratersterns. Wir setzen unsere heftigen Diskussionen vom Nachmittag fort, um uns über Strategien, die es einzuschlagen gilt, einig zu werden, was meistens nach anfänglichen, hegelianischen Disputen gelingt.

Auch auf den Fahrrädern wird sinniert. Wir wollen ins Café Leopold, vom Trash zum Chici, aber die Chicis möchten Eintritt zum Betreten des Lokals, das mag Klaus gar nicht leiden und ich finds auch nicht toll, wenn ich eh nur ein Bier trinken will. Folglich suchen wir das Heurige und kehren beim Futscher ein, wo spätabendlich vorsperrstundige Stimmung herrscht. Die Dame, die vom WC kommt und der ich die Türe aufhalte, möchte einen Dankesknicks machen, der beinahe in einem Sturz ausartet, weil ihr Gleichgewicht deutlich weissweinlastig ist. Diesmal habe ich den Langenegger verpasst, der war früher da. Wir sprechen ein wenig mit Futscher und ich weiss nun, dass er seit Jahren der Pächter ist und sein Lokal ein Stadtheuriger ist, was aber bedeutet, dass sie den Wein nicht selber machen dürfen (darum haben sie auch kein Recht sich als Heuriger zu bezeichnen). Die nette Dame bricht unterdessen förmlich in sich zusammen.

Später bringen wir die Fahrräder zurück und gehen um die Ecke an ein privates Geburtstagsfest, das wir in einem wundervollen Kellerlabyrinth dank Kerzenmarkierung auch finden, wo gerade Habib (er hat mich eingeladen) sein letztes Stück trommelt in einer Jamzusammensetzung, in der Mitte wieder der freakige Bluesgitarrist, den wir auch schon zweimal gesehen haben (und wiedersehen werden).
Das geht ziemlich ab. In anderer Zusammensetzung wird weiter gejammt, da knirscht es im Gebälk, worauf wir nach einem Minibesuch des Buffets in das Café Concerto zwitschern, wo einmal viel, diesmal eher jüngeres Publikum sitzt und tanzt. Gute Stimmung und unsere Diskussionen können sich auf alle möglichen Ebenen ausdehnen, ehe wir mit dem vielseitigen Tagesgeschehen zufrieden, ein Quäntchen Schlaf suchen.

Zum Morgenessen das Holub Quartett aus der Slowakei mit ‚Engagement‘, 2001, Zigeunerjazz vom Durchschnittlichen, virtuos gespielt, aber keine Überraschung. Dafür eine kleine Überraschung: wurde von Martin Noetzli, der auch zur Peergroup Walti’s gehört, aufgenommen.

Nach Mittag brechen wir auf zum Karlsplatz, weil dann das Bike von Klaus diverse Schwächen aufweist, stellen wir das ab und lassen die Galerien am Karlsplatz Galerien sein. Unser Weg führt uns kurz zum Belvederegarten, dann schmausen wir im Botanischen Garten und unterhalten uns darüber, was einen lebendigen Garten ausmacht. Das bewegt uns, ein richtiges Beisl zu suchen, wo wenig Touristen sind und ein theoretisches Gespräch über Noseland zu führen. Klaus nimmt mich mal so richtig in die Mangel, hinterfragt Ziele, Intentionen und Motive: der will es genau wissen: gut so! Manchmal dauert es bis ich ihm die richtige Antwort liefern kann und manchmal dauert es noch länger, bis ich mit seiner Ausformulierung zufrieden bin. Auf jeden Fall ein interessantes Gespräch.

Motiviert steuern wir den Gefechtsturm an, der das Gegenwartskunstdepot beherbergt. An der Kasse schon wieder eine alte Bekanntschaft und eine frohe Botschaft: ich darf von Herzen fotografieren. Die nette Dame an der Kasse asiatischer Herkunft hatte mir nämlich vor einiger Zeit im MAK (Museum für Angewandte Kunst) dasselbe noch verbieten müssen. Im Gefechtsturm sehen wir ausserordentlich Exponate in einem ungewöhnlichen, aber stimmigen Raum präsentiert. Da ist nebst obligatem Warhol, Rebecca Horn, Padhi Frieberger und ein Alfons Schilli – extra für Klaus. Für mich mal ein Atelier van Lieshout, obwohl ich mit seiner Stadt der Sklaven nicht recht warm werde. Auch der Gang aufs Dach mit dem Blick über die Dächer Wiens ein Erlebnis sondergleichen. Schade ist erst die Hälfte der 8 Stöcke zugänglich. Wir freuen uns auf die Eroberung der restlichen Stöcke.

Wir landen wieder in einer echten Wiener Kneipe und weiden die Aspekte Noselands und auch mir – Schlatter als Literat und multimedialer Künstler- aus!
Irgendwann wandern wir weiter, landen im Restaurant Estherzagy, eine architektonische Perle mit seinen alten, verwinkelten Kellergewölben. Weiter geht’s ins Café Central, die sind fertig mit streichen und ich kann endlich den Peter Altenberg grüssen.

Gegessen wird nochmals wienerisch beim Volkstheater.

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Heurigen-Gesetz

Gegenwartskunstdepot

Atelier Lieshout
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