Montag, 27. September 2010

Schlatter unterwegs LXXXIV: Mein kleines Wunder von Wien

Bruno Schlatter teilt mit (Sonntag, 26.9.2010)

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Nachlieferung 1: Das Lokal Tunnel, alles klar?

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Nachlieferung 2: Das Plakat am Tivoli

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Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, die heldenhaften und siegreichen Österreicher völlig ausgelaugt

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Thomas Schafferer, der das ganze organisiert hat und erst noch guten, schnellen Fussball praktiziert…

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Innsbruck

 

Ausgang ins ‚Anich‘, nehmen wir mal an, eine typische Innsbrucker Knelle mit schönem Gastsaal. Der Wirt hätte zwar gerade ‚Sperrstunde verfrüht‘ gemacht, lässt dann aber zuerst leicht widerwillig offen, taut dann aber auf…. Passt scho. Das Tirloler Bier mundet leider ebenso mässig wie das Zillertaler. Zur Sperrstunde verspricht mir der Wirt, dass es jetzt in Innsbruck erst recht losgehe, was uns dann trotz einheimischen Führern eher nicht so scheinen will. Die einen Lokale haben schon geschlossen, die andern schliessen gerade und die wenigen Übrigbleibenden sind für eine grössere Gruppe zu voll und lärmig.

Also in die zum Hotel Mondschein, eine angenehme Unterkunft, gehörende Bar, da ist mächtig was los, der Barmann spielt lässig die akustische Gitarren, an der Bar einige Mädels in Karaokelaune. Wir werden freundlich bedient –eigentlich wäre ja auch Sperrstunde, aber wenn sie in Laune seien, bleibe länger offen– und ich stelle irgendwann fest, dass der langjährige Propagandaminister der Republik Kugelmugel, Reinhard Prenn, neben mir sitzt, dass ich sogar mit ihm das Zimmer teile und ich ihn ja schon seit zwei Jahren kenne. Sein damaliger Auftrag lautete aber, eben gerade KEINE Propaganda zu machen, weshalb er wohl nicht darüber sprach und unsere bisherigen Themen kreisten meist um Fussball und Literatur. Da wird sich noch was ergeben.

Am Schluss lande ich an der Bar, weil dort Strom für mein Laptop vorhanden ist, und ich den Blog noch abschicken will. Komme mit einer deutschen Jusstudentin ins Gespräch, sie macht hier ihren Doktor und trinke noch einige schwarze Biere in geselliger Runde.

Am Morgen gibt es ausnahmsweise keine CD-Besprechung, weil ich auswärts bin, dafür ein ausgedehntes Frühstucksbuffet, gute Qualität. Nachher werden wir abgeholt für eine Stadtführung unter dem Aspekt von Texten und Geschichten in und zur Stadt. Wir erfahren viel, auch dass gemäss einem hiesigen Experten, der Apfel immer noch das beste Aphrodisiakum sei, weil es letztlich nicht aufs Mittel sondern die Art der Überreichung ankomme. Aber auch, dass die Nationalhelden (Alfred Hofer) hier im Tirol Leute sind, die sich gegen die Einführung der Menschenrechte wehrten, oder völlig heutigen Tierschutzkriterien zuwiderhandelten (Geier-Wally). Wie beschliessen den Rundgang, der bei eisiger Kälte stattfand, im Café Central, offensichtlich ein Name, der hierzulande einen gewissen Prunk verspricht.

Im Zug erfahre ich dann in der lustigen Österreicherrunde von Bergtouren, die an bedenkenswert vielen Gedenktafeln vorbei führen, wo all die hier am Ort abgestürzten Toten verewigt werden und wieso im ‚3. Mann‘ keine Ratten in den Kanalisationsszenen zu sehen sind. Zwar habe Regisseur Carol Reed unbedingt Ratten filmen wollen, aber die seien beim Auftauchen des Filmteams jeweils untergetaucht. Also habe man es mit Laborratten probiert, die hätten aber im Filmlicht immer in Erwartung der sofortigen Fütterung eine sitzende Erdmännchenhaltung eingenommen, was dann auch nicht den nötigen Effekt erzielt hätte, worauf die Ratten gestrichen wurden. Orson Welles sei ebenfalls untergetaucht, weil es ihm zu fest gestunken habe, so sei er höchstens einen Tag in den Kanälen gewesen, die dafür parfümiert worden seien.

Am Westbahnhof erlebe ich meine erstes kleines Wiener Wunder: mein Radl war seit gestern früh unverschlossen am Haupteingang und wurde nicht gestohlen, vielleicht war die gewählte Taktik die Richtige: auf den Präsentierteller damit und tarnen, indem ich einen Knoten ins Schloss gemacht habe, dass es wenigstens verschlossen aussah ...

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Innsbruck

Geier Wally

The Third Man
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