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Dominik Riedo, seines Zeichens Kulturminister der Schweiz (vom Internetvolk gewählt), hat am gestrigen Festakt zur Eröffnung der Nationalen Kunstausstellung in Kaufdorf folgende Aussage in seiner Ansprache gemacht (zum Schluss):
... so, und nun wünsche ich Ihnen, ganz im Gegensatz zu vielen Politikern, die in einer Rede meist betonen, was Kunst alles können dürfe, aber im Parlament dann mit einem grossen "aber" (hält eine Tafel auf dem "aber" steht, den Anwesenden entgegen) kommen. Im Unterschied dazu streiche ich als Kulturminister dieses "aber" (beginnt auf der Tafel das "aber" zu streichen), streiche dieses "aber" ganz deutlich als Kulturminister der Schweiz und wünsche ihnen viel Vergnügen beim Rundgang durch die Ausstellung. Meine Damen und Herren, vielen Dank für's Zuhören. Danke.(Applaus).
Als heutigen Tagebucheintrag, 261. Amtstag, --> hier.
Der Autofriedhof ist schon sehr speziell. Bei der Ausstellung jedoch habe ich wie so oft meine liebe Mühe. Ich finde den Grossteil der heutigen Kunst zu einfach. Da steckt mir bei einem grossen Teil schlicht zu wenig dahinter. Wichtig ist es trotzdem, dass sie stattfinden kann, denn wer will schon daran schuld sein, dass ein wahres Talent verhindert wird, nur, weil es am Anfang nicht besonders kreativ war?
Weiter spricht Riedo von:
"Die Rede kommt gut an, mit Szenenapplaus (Heinrich Gartentor lebe hoch!) und Endapplaus"
Im Kommentarbereich des entsprechenden Eintrages im Tagebuch bezieht ein "Gast" Stellung zu dieser Aussage:
Szenenapplaus gab es, als der Kulturminister dem Gartentor dankte für die Ausstellung. Der Applaus galt aber Gartentor und nicht dem Kulturminister. Der Schlussapplaus für ihn war reine Höflichkeit, im Gegensatz zum Schlussapplaus bei Gartentors Rede. Da applaudierte man von Herzen.
Darauf antwortet Riedo:
Steht auch so. Nur beim Höflichkeitsapplaus kann man sich streiten. Applaus ist immer höflich.
In den letzten Wochen musste ich, der doch schon einige Zeit (seit ca. 10.11.2006 mit fast 130 Beiträgen) die aktuellen Arbeiten des kulturministerium.ch verfolge, dokumentiere und unterstütze, feststellen, dass Spannungen zwischen mir und dem Ministerium, bzw. dem "kulturminister" in der Luft liegen. Zum einen werde ich nicht mehr direkt eingeladen (warum auch immer, ich weiss nicht, wo der Knopf in der Leitung ist), zum anderen entwickelt sich Riedo immer mehr zum "Kulturminister". Oft vergisst er bei Vorstellungen seinen persönlichen Namen und ist nur noch "Kulturminister der Schweiz".
In dieses Amt wurde er gewählt, als Vertreter der Kunst- und Kulturschaffenden und nicht als StartUp-Unternehmen "Dominik Riedo". Das scheint er aber immer mehr zu vergessen und spricht so auch mit gespaltener Krawatte. In der breiteren Öffentlichkeit streicht er das "aber", in seinem persönlichen Tagebuch teil er dann aber seine persönliche Meinung doch mit und löst somit das zur Schau (Show) gestellte "aber" auf.
Ich habe Dominik Riedo während des ganzen gestrigen Nachmittags beobachtet und das nicht nur ich. Zu keinem Zeitpunkt hat er sich intensiv mit der Ausstellung beschäftigt, sondern drängte sich persönlich in den Vordergrund. Seine heutige Aussage im Tagebuch könnte auch von einem KunstUnInteressierten stammen, ja, sogar von jemandem, der Kunst auf dem Historischen Friedhof stört. Allerdings habe ich niemanden, der letztere Meinung vertritt getroffen. Anscheinend gehört Riedo bereits zur Class Politique, hat sich von der Basis verabschiedet.
Schade. Aber eine weitere Zusammenarbeit kann ich somit nicht mehr fortführen. Da muss zuerst ein gravierender Einschnitt erfolgen. Kritische Berichterstattung im herkömmlichen Sinn behalte ich mir aber vor.
PS: Am 30. Oktober 2007 hat Dominik Riedo sich bereits zu nachfolgender Äusserung hinreissen lassen:
„Man kann sich nicht als Jodler ausbilden lassen aber trotzdem ein gutes Niveau haben und somit hohe Kultur machen.“ (Zitat aus Luzerner Woche)
Diese Aussage wurde von verschiedenen Leuten kritisiert. Er wurde sogar als Vertreter einer elitären Kultur bezeichnet. Riedo verteidigte sich aber nur mit Worten wie "ich wurde falsch zitiert". Auch gegenüber mir. Vielleicht war die Kritik doch nicht so falsch.
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