Endlich ist es vorbei, das Eidgenössische Jodlerfest! Auch ich habe noch etwas Senf vom Bratwurststand übrig, den ich dazugeben möchte:
- Jodelchöre haben in der Schweiz eigentlich gar keine so lange Tradition und haben sich in den Städten entwickelt und das vor etwas mehr als 100 Jahren... soviel zum Thema Tradition.
- Fahnenschwingen ist am eidgenössischen Jodlerfest nur den Männern vorbehalten, dies weil das Reglement des Verbandes vorschreibt, das die Teilnahme an Wettkämpfen in Tip-Toper Tracht zu erfolgen hat. Die holde Weiblichkeit ist in einem Reglement dazu verpflichtet einen Rock zu tragen. Somit wird den Frauen über die Hintertür die Teilnahme an Wettkämpfen verunmöglicht, da Fahnenschwingen mit Rock unmöglich ist . In einem Artikel der Neuen Luzern Zeitung (letzte Woche) wurde ein Verbandsoberer zitiert, der die Meinung vertritt, dass das Fahnenschwingen ein Brauchtum sei um böse Geister zu vertreiben und das sei nichts für Frauen. Mag sein das Ende des 17. Jahrhundert tatsächlich noch an böse Geister geglaubt wurde, in der heutigen Zeit erscheinen mir solche Aussagen eher von Vorgestern.
- Alphornblasen: es gibt auch hier Reglemente welche vorschreiben welche Töne und Tonkombinationen geblasen werden dürfen und welche nicht. Offenbar gibt es aber Musikforscher die herausgefunden haben, dass die ursprünglichen Alphornbläser durchaus innovativer und mutiger in der Wahl der Töne waren. Hier wird also ebenfalls von ewig Gestrigen vorgeschrieben was "Authentisch" ist. Dieses gebaren scheint mir höchst Fragwürdig!
- Tradition ist ja bekanntlich ein weiter Begriff. Traditionen zu pflegen ist eigentlich doch eine schöne Sache. Jedoch gehört zur Tradition für mich dazu, das sie sich weiter entwickelt, sonst ist die Kultur die damit verbunden ist nur noch eines: Tod
- Seebrücke: die Idee auf der Seebrücke die längste Baar der Schweiz zu Bauen ist an sich nicht neu: 2006 wollte man beim Eidgenössischen Musikfest der Blasorchesterszene genau das tun, was natürlich nicht möglich war. Obwohl dieser Anlass nicht weniger Volk anzog. Eine weitere Tradition scheint hier zu spielen der Politische Filz: Sicherheitsdirektorin Ursula Stämmer sitzt im OK...
Und zu guter letzt: Dank dem Jodlerfest soll dieses Jahr kein Altstattfest stattfinden um die Nerven der Altstadtbewohner zu schonen und aus Terminlichen Gründen. Auch wenn bei besagtem Fest Kulturell selten etwas wertvolles geboten wird: es bleibt doch immerhin einiges an Geld für Projekte des Vereins "Luzerner helfen Luzerner" übrig. Jedes Jahr werden von diesem Verein Projekte von Gemeinnützigen Vereinen, Kinder- und Behindertenheime und dergleichen mehr Finanziell unterstützt. In welcher Kasse der Reinerlös des Jodlerfestes landet, enzieht sich leider meiner Kenntnis...
Einverstanden. Sämtliche Punkte stimmen. Nur als Präzision: Der Eidgenössische Jodlerverband - nicht das Jodeln an sich - wurde von städtischen Jodlerklubs gegründet (Solothurn, Bern und Winterthur). Singen und Juchzen ist auch ohne Verband möglich. Neues also unter dem helvetischen Himmelszelt? Doch was soll's? Auch in der zeitgenössischen Kunst- und Kulturszene herrscht Bürokratie und Reglementiererei, denn alles, was 'geordnet' sein will, braucht sie halt - die Reglementiererei.
AntwortenLöschenIm Grossen und Ganzen muss ich dir recht geben. Die Strukturen im Jodlerwesen sind verköchert und starr. Neuerungen sind oftmals nicht möglich und scheitern an sturen Köpfen.
AntwortenLöschen( Me hets gäng scho so gmacht )
Leute die versuchen das Jodeln moderner und ehrlicher zu gestalten ( Christine Lauterburg )werden fertig gemacht und als Nestbeschmutzer verschrien. Dies ist eigentlich schade, denn das Jodeln, ist eigentlich ein Gesang der sich sehr gut auch auf moderne Art darstellen lässt.
Liebe Grüsse Beat
Nun gut, das ganze ist ja auch bloss ein Wettkampf im sportlichen Sinn, eingehüllt in einen nach Musik riechenden Nimbus. Zu vergleichen etwa mit einer Luftgitarrenmeisterschaft. Der ganze Kommerz drumherum erinnrt stark an das eben erst vergangene UEFA-Massenbesäuffnis
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