Die Kulturhauptstadt - Tafel mit der Ankündigung von Fatma Hendawy
Die Vorbereitungen der Tagung 'Demokratische Kunst?' und der Ausstellung zu den 'Demokratischen Kunstwochen' laufen auf Hochtouren. Die Wünsche der Künstlerinnen und Künstler sind wichtiger Ausgangspunkt für die Präsentationen, die Präsentationsorte müssen gefunden und mit den Eigentümern verhandelt werden. Dann geht es darum die Auftritte der einzelnen Projekte zu planen, Infrastruktur zu bauen und alle Informationen mit einem Flyer zu bündeln. Bei zehn künstlerischen Projekten, bei denen ausser den Künstlerinnen und Künstler auch Pfyner beteiligt sind, ist dies eine grössere logistische Aufgabe.
Dazu kommt die Planung der Anreisen und Aufenthalte und der Unterkünfte der Künstlerinnen und Künstler für das Tagungswochenende. Soviel Platz haben wir bei uns leider nicht um alle unterzubringen und Pfyn hat nur ein kleines Hotel im Ortsteil Dettighofen - es ist schön, dass einige Pfyner Gästezimmer zur Verfügung stellen und sich darauf freuen Künstlerinnen und Künstler bei sich aufzunehmen.
Die Reiseplanungen sind normalerweise nicht so schwer - ausser es betrifft aussereuropäische Länder und unsere Künstlerin aus Aegypten, Fatma Hendawy Yehia ist davon betroffen. Die Visa Regulierungen für die Schengenländer sind hart und die Situation bei uns in der Schweiz ist noch lange nicht so aussichtslos wie z. B. in Grossbritannien, allerdings sind entgegen der Behauptungen verschiedener Parteien, die Regeln eher verschärft worden und die Behandlung auf den entsprechenden Aemtern ist wohl mit Schikane am besten beschrieben. Im letzten Jahr war bis zwei Tage vor der Abreise nicht klar, ob Fatma Hendawy in die Schweiz kommen kann - mit der diesjährigen Wiederholung setzen wir uns gerade auseinander, allerdings unter härteren Bedingungen und ob Fatma ein Visa bekommt, mit dem sie auch rechtzeitig zur Tagung und zur Vernissage kommen kann, steht unter den gegebenen Umständen in den Sternen.
Workshop mit der Gruppe MEMOpfyn
Fatma Hendawys Projekt zu den 'Demokratischen Kunstwochen' ist MEMOpfyn - das Gedächtnis von Pfyn. Sie arbeitet zusammen mit der evangelischen Kirchengemeinde und hat in Workshops im Juni 2011 die Grundlagen zum Aufbau eines Archivs von und über Pfyn - einer Bibliothek von Pfyn - gelegt. Eine Gruppe von Interessierten hat sich in den letzten Monaten mehrmals getroffen, hat ein Formular entwickelt und sich Gedanken gemacht, wie sich eine Bibliothek manifestieren kann, an welchem Ort sie stattfinden wird, welche Organisationsform (Verein) am besten funktioniert und was der Sammlungsschwerpunkt eines Pfyner Gedächtnisses ist.
Besprechung mit dem Präsidenten der evangelischen Kirchengemeinde Ueli Zuberbühler
Fatma Hendawy war vor allem eines wichtig: als Kuratorin an der Bibliothek von Alexandria hat sie erlebt, wie eine Bibliothek vollkommen an der Lebensweise und den Bedürfnissen der Menschen vorbei von oben als Prestigeobjekt in eine Stadt gepflanzt wird und dort Fremdkörper bleibt. Deswegen wollte sie von Anfang an auf die Wünsche der Menschen eingehen und mit ihnen zusammen eine Bibliothek aufbauen und organisieren. Spannend für die Auseinandersetzung mit dem Thema Bibliothek waren für Fatma Hendawy die verschiedenen Formen von Umgang mit Wissen, Kunst, Geschichte, Macht, Politik und mit Menschen zu vergleichen, die sie erlebt hat und daraus Schlüsse zu ziehen.
Der Neubau der Bibliothek von Alexandria von einem belgischen Architekten in die gewachsenen Stadt heisst im Volksmund: der Kanaldeckel, die Führung der Bibliothek ist ein Spiegelbild des ägyptischen Staates im kleinen und die Anknüpfung an den Mythos der alexandrinischen Bibliothek aus der Antike geht einher mit der Absicht, ein Abbild allen Wissens der Welt zu sein. Von Anfang an wurde in der neuen Bibliothek von Alexandria ein Zentrum zur Digitalisierung und Aufbewahrung von Wissen eingerichtet, während die eigentlichen Buchbestände durch Schenkungen hinzukamen und finanzielle Mittel für Neuerwerbungen in geheimen Kanälen der Führungsetage versickerten.
Künstlergespräch
Die antike Bibliothek wird bei vielen Autoren erwähnt. Wir wissen einiges über die Bestände, wir wissen, dass es ein einzigartiger Ort der Bildung gewesen sein soll - allerdings ist keine Zeichnung, geschweige denn eine Beschreibung des Gebäudes vorhanden, durch das wir uns den mythischen Ort auch als Ort vorstellen könnten.
Fatma Hendawy hat in Pfyn den Impuls gegeben, eine Bibliothek zu gründen, und damit eine Idee in Köpfe gesetzt, die sich langsam bilden, gestalten, vergrössern, verändern, aufbauen kann. Sie kann mit den Menschen und ihren Erfahrungen und Entdeckungen wachsen und gedeihen und es ist ein Projekt, das über eine lange Zeit eine Verbindungs schafft - zwischen Menschen, zwischen Kulturen - und eine Grundlage für das gegenseitige Verstehen ist.
>> Dies ist ein Beitrag von Alex Meszmer und Reto Mueller
Für die Tagung 'Demokratische Kunst?' kann man sich unter info (ät) zeitgarten (punkt) ch anmelden!
Links: | |
Die Situation in Grossbritannien beschreibt Mannick Govinda ausführlich > | hier |
Informationen zu Fatmas Projekt > | hier |
Fatmas Vorstellungs - Video und noch ein ausführlicher Text zu ihrer Arbeit > | hier |
Die neue Bibliothek von Alexandria > | hier |
Programm zur Tagung 'Demokratische Kunst?' > | hier |
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