In der Presse wird der Fall hochgespielt. Ein fünfjähriges Mädchen wird durch zwei Kinder (11 und 13 Jahre) in Rhäzuns vergewaltigt. Die Täterschaft wird der kosovo-albanischen Gemeinschaft zugeordnet. Die Emotionen schlagen in der Bevölkerung hohe Wellen und da hackt sich BR Blocher ein. An der gestrigen (30.08.2006) Pressekonferenz zeigt sich der Justizminister empört und entsetzt. Zitat: "Das sind Alarmzeichen. Das hat es auf dieser Stufe bisher nicht gegeben"
Die Sendung "10vo10" vom Schweizer Fernsehen ist der Sache nachgegangen und fördert erstaunliche Tatsachen ans Licht.
So wird Cornelia Bessler, Ärztin und Leiterin einer entsprechenden Fachstelle zum Thema befragt. Für sie ist der Tatvorgang durch Jugendliche, bzw. Kinder absolut nichts Neues. Im Gegenteil. Sie kann sogar auf eine Studie hinweisen und eine solche wird nicht erstellt, wenn nicht klar Hinweise auf solche Vorgänge in mehreren Fällen auftauchen würden. Auf die Frage, wie das Täterverhältnis in Bezug auf Schweizer/Ausländer ist, antwortet sie klar und deutlich, dass es sich um eine Halb-Halb-Situation handelt. Es ist also nicht so, dass besonders Ausländerkinder solche Straftaten begehen und genau das will aber BR Blocher mit seinen Aussagen unterstreichen. Besonders der Hinweis, dass die Tat ans Amt für Migration weiter geleitet wird, zur Untersuchung, bestätigt seine Denkweise. Sofort wird die Assoziation entstehen: Sexualstraftaten, Ausländer.
Betrachtet mann/frau die Erfahrungen von Frau Bessler weiter, so kommt auch die Tatsache ans Licht, dass ca. 70% der Kinder/Jugendlichen aus "intakten Familien" stammen. Lediglich 5% stammen aus gewaltausübenden Umfelder. Klar wird auch die Aussage wiederlegt, dass "so junge Täter" neu sind, bzw. erstmalig.
Als weitere Fachfrau kommt Frau Monika Egli, Leiterin des gerichtspsychologischen Institut Ostschweiz zu Wort. Grundsätzlich kann sie die Aussagen von Frau Bessler bestätigen, da auch sie über entsprechende Studien verfügt. Das Verhältnis Ausländer/Schweizer spiegle die Bevölkerungsanzahl. Es ist also nicht so, dass Ausländer-Kinder/Jugendliche bei sexuellen Straftaten mehrheitlich in Erscheinung treten.
Bevor ein Schweizer Justizminister Aussagen macht, wie er sie an der erwähnten Pressekonferenz gemacht hat (und dies auch noch fast als Gesamt-Bundesrats-Meinung verkauft), sollte sich der Magistrat zuerst fachkundig machen. Aber vermutlich wollte er das gar nicht, konnte er den Vorgang doch gleich in die laufende Diskussion um die anstehende Gesetzesvorlage einbinden. BR Blocher wird es sicher nicht unterlassen, beim nächsten Werbeauftritt zur Abstimmung auf diesen Vorgang hinzuweisen. Er weiss genau, dass solche Aussagen/Bemerkungen bei vielen Leuten ankommen. Nicht zuletzt, weil sich jeder überlegt, wie er eigentlich nach einer solchen Tat reagieren würde. Das erinnert mich an die Gewissensfrage bei Militärdienstverweiger: "Wie würden sie reagieren, wenn ihre Mutter/Vater/Geschwister von jemandem mit einer Waffe bedroht wird".
So unpassend es sich liest, aber es wäre zum jetzigen Zeitpunkt wesentlich besser gewesen, der Vorfall hätte sich mit Schweizer Jugendlichen/Kindern ereignet. Es ist mir schon klar, dass dieser Gedankengang provozierend ist, aber er entspricht wegen BR Blocher der Realität. Ich bin sogar geneigt zu schreiben, dass das geschändete Mädchen in zweifacher Hinsicht "benutzt" wird. Einerseits von den 2 Tätern, andererseits von einem Bundesrat. Eine Schande sondergleichen. Geben wir ihm die Quittung für sein Verhalten und stimmen 2 x NEIN.
PS: Wer macht sich eigentlich Gedanken über die Herkunft von Herrn Bundesrat Christof Blocher (Blochers Ururgrossvater kaufte sich 1861 im Berner Oberland ein) Gedanken? Wer es tut, könnte ja auch schreiben: "Der deutschland-stämmige Bundesrat ...". Tut aber niemand, weil wir in einer "kurzlebigen" Zeit leben/existieren/funktionieren.
Tag(s): bundesrat blocher kinder kriminalität ausländer
danke für deinen bericht. wir fanden die blocher polemik so unglaublich, dass wir gar nicht mal drüber schreiben konnten. aber dafür hast du es getan! merci ;-)
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