Dienstag, 22. Juli 2008

Der typische 1968er - auf dem Weg zur Subversion (Foto Archiv)

Roger Levy im Club
(Klick aufs Bild zeigt eine vergrösserte Ansicht)

An verschiedenen Stellen in diesem Blog findet der geneigte Leser Infos zu meiner Vergangenheit als Disk Jockey alter Schule. Da wurden nicht nur Platten aufgelegt oder gemischt. DJ's waren noch so eine Art Radiomoderatoren mit richtigen Shows. Bei meiner Mutter steht seit längerer Zeit eine Aufnahme aus dem Jahr 1968, die ich seltsamerweise aber nie beachtet habe.

Die Situation war damals ausserordentlich Konfus, zumindest für mich. Die Aufnahme entstand in einem Privatclub in Zürich beim Bellevue. Dieser war im obersten Stock eines Kinotheaters und war nur mit einem Lift erreichbar, zumindest die letzte Etage. Ein Geheimtipp.

1968, die Jahreszahl spricht für sich, kam es nicht selten vor, dass vor dem Haus eine Demo (inkl. Polizeieinsatz) stattfand und ich "weg von der Zeit" junge Leute unterhalten sollte. Nicht alle waren auf der Strasse zu finden.
Vor meiner "Mascotte"-Zeit stand ich aber einer Schwelle, die mich eigentlich fast tagtäglich hin-und-her gerissen hat. Mein Interesse an Politik war geweckt, den Weg auf die Strasse habe ich aber in der ersten Hälfte des besagten Jahres noch nicht gefunden. Mein Weg sollte vor allem über die Musik gehen. Ich wollte nicht alleine mich vom Normalen verabschieden. Und so begann ich öffentlich zu experimentieren. Erste Schallplatten (natürlich Vinyl) wurden aus England und USA über einen Bekannten importiert, aber auch Zeitschriften mit Berichten zu den Entwicklungen.
Die Experimente standen alle im Zusammenhang mit Musik und Licht. Ich wollte Ungehörtes und Ungesehenes nach Zürich bringen. Das gezeigte Foto spricht dabei für sich. Was ich damals zur Schau getragen habe, waren "lange Haare", ich gehörte zu diesen "Sauhunden" und ich spielte z.B. The Gun, Race With The Devil (Vergössere das Foto und beachte meinen kleinen Koffer rechts). Diese Art Musik wühlte auf und verfehlte seine Wirkung nicht. Oft verwandelte ich den Raum mit meinen Auftritten in einen Hexenkessel. War alles vor kurzem noch gesittet, geriet bald vieles ausser Rand und Band. Ich kann mich noch gut erinnern, dass der junge Mann auf der linken Seite sein Jackett durch den ganzen Raum schmiss und es später in erbärmlichem Zustand wieder fand, Race With The Devil.

Kurz danach begann, wie bereits erwähnt, meine Mascotte-Zeit und damit verbunden viele Auftritte in der ganzen Schweiz und nahen Ausland. Rimini dürfte wohl der Höhepunkt gewesen sein, als ich aus einem Beachclub abgeführt wurde. Die Begründung: Volksverhetzung.

1972 war dann alles vorbei. Ich hinterliess 2 15-Minuten-Filme, unzählige Fotos und Texte. Jetzt wollte ich endlich verstehen, was ich die letzten 4 Jahre gelesen hatte. Die Subversion hatte seinen Weg genommen.

Wer "The Gun" nicht kennt, bei Youtube gibt es tatsächlich noch ein Video.



 

2 Kommentare:

  1. Du warst ja ein ganz schlimmer Finger...
    ...aber zeitweise anscheinend doch Deiner Zeit voraus, zumindest in musikalischer Hinsicht ;)
    Gruss aus NormCastHausen

    AntwortenLöschen