Rahel Grunder teilt mit:
Heute hatte ich Besuch von Herrn Signer. Beim Langlaufen habe er beobachtet, wie eine Maus sich im Schnee vergraben habe. Das sei ein eindrücklicher Moment gewesen, wie dieses kleine Tier so zielstrebig im weissen Nass verschwand. Was die da drunter wohl vorhatte?
Mein Fuchs steckt Kopf über in einem Erdloch. Er fängt gerade eine Maus.
Nein, dies ist kein Osterhase, musste ich immer wieder betonen. Nein, Internet habe er nicht, meinte Herr Signer. Ich schreibe Ihnen einen Brief, antwortete ich darauf hin.
„Wonach streben Sie im Leben?“, wurde ich gefragt.
Nach Ruhm, Ehre, danach, von meiner Kunst leben zu können?
Im Hinblick darauf, dass in der Schweiz nur fünf Prozent aller freien Kunstschaffenden von ihrem Einkommen leben können ist dies ein hohes Ziel.
„Ein altes Haus. Einen Garten. Einen Ort kreieren, der Lebensraum bietet. Eine Gemeinschaft. Eine Werkstatt. Und möglichst unabhängig von unserer Konsumgesellschaft sein. Selbstversorgerin.“
Ein grosses Haus in Kastanienbaum zwischen See und Wald, das habe er bereits, teilte mir mein Gesprächspartner zum Schluss mit. „Geerbt?“ - „Nein. Hart dafür gearbeitet.“
Mit der Sonne kamen auch die Leute. Rund um die Shopping-Mal von Coop und Migros lassen sich die Passantinnen mehr Zeit zum innehalten, schauen und reden.
Im Neustadt-Quartier rund um den Helvetiaplatz treffen unterschiedlichste Persönlichkeiten aufeinander. Ich platzierte meinen Veloanhänger vor einem schicken Mercedes. Sein Besitzer wollte wissen, ob ich von der Stadt beauftragt wurde, das Stadtbild mit Malerei zu verschönern. Er fände dies eine gute Idee.
Frau Stalder und ihre Tochter Judith vom Kiosk luden mich zum Spinatkuchenzmittag ein. Pizza sei halt schon nicht so ihr Ding. Aber der Nachbar, Besitzer einer Pizzabude, ein flotter Kärli.
Sie koche für ihr Leben gerne und an diesem Tisch wären schon alle möglichen von Leuten verköstigt worden. Die Musikstudentinnen von nebenan seien immer wieder gerne vorbei gekommen. Und auch der Quartierpolizist brauche ab und zu mal eine Verschnaufpause.
Wenn ein Bild am entstehen ist, fragen die meisten Leute: „Das ist aber noch nicht fertig, oder?“ „Wird das etwas Schönes?“ „Verkaufen Sie das dann?“
Ganz Mutige bleiben stehen und warten auf eine Antwort, wagen die Konfrontation. Etwas Provokatives schwingt in ihrer Frage mit. Ihre eigene Unsicherheit, die überspielt werden muss?
Es wäre schon etwas sehr merkwürdiges, was ich hier am tun sei, meinte ein Herr mit zwei ebenfalls sehr merkwürdigen, bunten Plastik Schalen unter dem Arm.
„Dies sind Korsetts für Kinder mit Körperbehinderung. Massangefertigt. Ich mache selbst einen Gipsabdruck und giesse sie dann in Plastik. Ich bin auch ein Künstler.“Ich war beeindruckt.
Nach diesem Tag: Eine Tasche voll Orte, Begegnungen, Gesichter, Farben, Gerüche und Geräusche. Adressen, Einladungen und Gutscheine zum Pizzaessen. Morgen löse ich sie ein.
Rahel Grunder, 29.3.2011
Rahel Grund ist am Mittwoch, 30. März 2011 an folgenden Orten anzutreffen:
09.00 - 11.00 Bushaltestelle Hirzenhof
11.00 - 14.00 Tor zwischen Metzgerhalle und Antikladen
14.00 - 16.00 Soundhouse, Baselstrasse
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