Donnerstag, 31. März 2011

Rahel Grunder: 3. Tag - Im Mittelpunkt

Rahel Grunder teilt mit:

SoundHouse


Das Aufstehen früh morgens war heute etwas mühevoll, zumal es abends auch immer sehr spät wird mit Blogschreiben, Fotos und Filmmaterial auswerten.
Den ganzen Tag in der Stadt zu verbringen braucht mehr Energie und Konzentration, als ich mir vorgestellt habe. Entweder kommt den ganzen Morgen kein Kommentar von Passantinnen oder dann bleiben alle fünf Minuten welche stehen und verwickeln mich in ein Gespräch.
Neben dem Interesse für eben solche Begegnungen spüre ich auch immer wieder die grosse Lust am Malen und Versinken in meiner eigenen Welt von Füchsen und Farben. Komischerweise kann ich mich hier draussen besser aufs Malen konzentrieren, als es mir in meinem geschlossenen Atelier gelang. Vielleicht liegt es an der Aufmerksamkeit, die mein Tun auf sich lenkt?
Umso mehr schätze ich die treue Gesellschaft von Roger Levy, der mir mal den Rucksack trägt, einen heissen Kaffee beim Bäcker holt und aber vor allem filmt und fotografiert.
Wir haben den Humor auf der gleichen Ebene und lassen uns von skurrilen Passantinnen und eigenwilligem Frühlingswetter nicht ins Bockshorn jagen.
Mir fällt auf, dass ich nicht alleine unterwegs bin. Die Stadt, besser gesagt: Das Städtchen besteht aus vielen kleinen Kreisen. Auf meinen Touren, die sich oft auch kreisförmig verhalten, bin ich immer wieder auf Durchschnitt, Tangente oder Radius unterwegs. Zwischendrin befinde ich mich im Mittelpunkt.

Heute Morgen startete ich im Kreis der Ämter und Büros. Am Mittag war ich umringt von auf den Bus wartenden Pinguins. Zwischendrin kamen mal ein Kranken- und ein orangefarbener Strassenputzwagen. Die Häuser rundherum waren grau, etwa in derselben Farbe wie das Abgas, welches die Autos auspufften vor den vielen roten Ampeln.
Der Lärmpegel in der Stadt ist enorm. Ich nahm meine Neonfarben hervor. Da muss etwas Kontrast rein!
Bei Kaffee und Sandwich studierten wir den Kreis ums Meridiani. Kreis der Studentinnen, Junggesellinnen, und künftigen Familien.
Beim Malen zwischen Metzgerhalle und Antikwarenladen an der Baselstrasse wurde mir die Existenz von versteckten Zwischenräumen bewusst.
Ein schlecht gepflasterter Hinterhof führt zu einem goldig angemalten Wassertrog. Gegenüber scheint eine etwas zwielichtige Absteige zu existieren und hinter dem Eingangstor sammelt sich vergessener oder hin gewischter Müll, gerade so als ob jemand einen Müllsack sorgfältig ausgeräumt hätte.
Das Abkleben und Schützen dieses Ortes vor Farbflecken kam mir fast etwas ironisch vor.
Der Hausabwart vom Soundhouse war dafür enorm darauf erpicht, dass ich seine Marmorimitatwand nicht verkleckere. „Ein besorgter Anwohner habe in angerufen und gesagt, da wären Sprayer am Werk!“ Ist das nun ein Klischee oder Kompliment? Ich glaube nicht, dass Sprayer auf Papier arbeiten würden, hätten sie eine so tolle Marmorwand!

Rahel Grunder, 30.3.2011


Rahel Grunder ist am Freitag, 01. April 2011 an folgenden Orten anzutreffen:

wird noch bekannt gegeben.
Am Donnerstag, 31.4.2011 findet keine “Tour” statt.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen