Freitag, 8. August 2008

Wegwerfkamera für bleibende Erinnerungen - eine analog-digital Auseinandersetzung

Einwegfotokamera

Kürzlich zauberte meine Kollegin J. eine Einwegfotokamera (was für eine Wort) hervor und ich wunderte mich, dass diese noch auf dem Markt sind. Stolz verkündete sie mir, dass es sogar Aktionen gebe, 36 statt 24 Bilder.

Erstaunlich dabei ist doch eigentlich, dass heute fast jeder ein Fotohandy (auch die Kollegin) besitzt. Digitale Fotoapparate sind auch nicht teuer. Also frage ich mich, was die Gründe für einen solchen Kauf sein könnten. Die Beweggründe der Dame kenne ich nicht, weil ich schlicht-und-einfach vergessen, habe zu fragen.

So muss ich mich auf meine eigenen Gedanken stützen. Bei mir liegen einige Kameras, von Handys über billig bis teuer rum. Ich besitze aber auch einige Geräte aus der Ecke Lomo und natürlich alte, analoge "Unikate".

Für mich ist in den letzten Monaten die Papierkopie immer mehr in den Vordergrund gerückt. Mit den Digitalen mache ich oft Aufnahmen in grossen Mengen, dazu stehen kann ich aber nur zu den wenigsten. Masse hat nichts mit Qualität zu tun, aber die Verführung ist eben gross. Man könnte ja was verpassen. Da bietet sich das Drücken, Drücken, Drücken ... an. Das Eigenartige dabei ist, dass ich den Ramsch nicht lösche, sondern archiviere. Wer weiss, vielleicht kann ich sie doch noch eines Tages verwenden, eventuell nur einen Ausschnitt. So füllt sich externe Platte für Platte. Doch meine Vernunft sagt: Sinnlosigkeiten.

Ganz anders mit analogen Geräten. Ich suche Motive, stelle mir in sekundenschnelle vor, wie das Papierbild dann aussehen könnte und drücke erst dann ab. Dies hat nichts mit Folgekosten, sondern mit dem Bewusstsein zu tun. Ich will genau diesen Moment und keinen anderen festhalten. Wenn ich ihn verpasse, ist er in meinem Kopf gespeichert und wird somit zur ganz persönlichen, ja unsozialen Wirklichkeit.

Ist dann der Film voll, kommt ein weiterer wichtiger Vorgang, die Rückspulung. Egal ob manuell oder automatisch, es ist wie wenn die Zeit blind rückwärts gedreht wird.
Doch diese Blindheit wird nach der Entwicklung wieder sichtbar. Doch nicht sofort, sondern erst nach ein paar Tagen. Und diese Tage eröffnen einen zusätzlichen Zeit-Horizont.

Und dann kommt sie, die echte Spannung. Der Versandumschlag liegt auf dem Tisch. Der Prozess des Öffnens wird eingeleitet und die Ergebnisse kommen zum Vorschein. Jedes einzelne Bild wird genau angesehen, Details gesucht. Ist das eingefangen, was im Kopf sich entwickelt hat? Und genau an diesem Punkt muss ich immer wieder feststellen, dass es fast kein Überflüssiges gibt. Nichts, was auf der Festplatte verschwindet. Es ist da, greif- und irgendwie spürbar.

Die analogen Aufnahmen erreichen meistens nur einen ganz kleinen Personenkreis. Digitale Fotos landen schnell mal auf dem Massenmarkt, sprich Internet und gehen da (meistens) vergessen. Das Netz ist in diesem Sinn für mich ein Killer und das sollte jeder, der Fotos macht, sich wieder bewusst machen.

 

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1 Kommentar:

  1. Naja Roger das ist doch ganz einfach:
    Ich habe keine Digitalkamera mehr und mein Natel ist auch nicht mehr das Neuste. Und da M. und ich unsere Ferien fotographisch festhalten wollten mussten wir halt zu solchen Mitteln greifen ;)
    Bis bald Bye bye

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