Sonntag, 7. Februar 2010

Charles Wyrsch - Porträts - Fragmente 2000 - 2010 - Ein Film

Charles Wyrsch - DVD

Im Stattkino Luzern wurde heute ein filmisches Porträt des 1920 in Buochs/NW geborenen Künstlers Charles Wyrsch gezeigt.

Gleich zu Beginn wird eine vom Alter durchfurchte Hand gezeigt, die ein Selbstbildnis erstellt. Eines der Grundthemen des Gezeigten wird augenfällig. Die Auseinandersetzung zwischen Hell/Dunkel-Werten und seine Faszination. In diesen Gegensätzen begegnet der Künstler der physischen Substanz in Form eines Schädels. Bei seinen Arbeiten nimmt er diese als Basis für seine Porträts und überzieht sie durch das Zeichnen mit einer Hülle, lässt aber immer den Blick auf das "Dahinter" bestehen.

In diesem Kontext erfahren die interessierten ZuschauerInnen mehr. Wyrsch schildert Biographisches, immer im Bezug auf die künstlerische Entwicklung. So fällt es leicht, eine ganz persönliche Sammlung von Aussagen zu einem persönlichen Inhalt zu gestalten.

Wie war das eigentlich mit Joseph Beuys? frage ich den Künstler aus der Erinnerung und er antwortet mir virtuell: "... in Zürich war eine Beuys-Ausstellung und ich hatte am Anfang Mühe, ihn zu Verstehen. Aber heute finde ich ihn ungeheuer wichtig. ... ich brauchte Jahre bis ich ihn kennen gelernt habe ... er öffnete sich allmählich für mich".

Und genau solche Aussagen unterstreichen die rastlose Arbeit des Künstlers und der Hinweis auf seine gelebte Entwicklung. Ein weiteres Zitat ist: "Kunst ist ein wunderbarer Beruf" oder "... ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist nach dem Leben, in der Ewigkeit, ob es einen Himmel oder eine Hölle gibt". Oder: "Ich habe ein Porträt gezeichnet und das ist mir zu akademisch vorgekommen, also langweilig, oder einfach zu schön".

Der Künstler erstellt Eigenbildnisse mit Hilfe eines Spiegels. Er bringt das beobachtete Spiegelbild auf's Papier. Damit zeigt er aber auch  u n s  den Spiegel. Wir schauen ihm über die Schulter und ... wir sind "da". Er vermittelt die Erkenntnis, dass wir nicht problemlos auf uns selber zurück blicken können, nicht zuletzt weil wir in permanenter Entwicklung sind. So wie der Künstler seinen Alltag wahr nimmt, müssen wir das Bewusstsein entwickeln, uns in Szene zu setzten, ohne den Blick auf uns selber zu verlieren.

"Ich möchte eigentlich vorher gehen, denn alleine wäre es für mich schwierig ..." und wenig später sagt seine Frau Edith, mit der er seit 1953 verheiratet ist: "Ich würde dich wieder heiraten". Er gibt zu Antwort: "Ja, ich dich auch".

Bis zum letzten Bild lässt Charles Wyrsch uns keine Ruhe, obwohl der ganze Film sehr ruhig produziert ist. In mir klingt sie nach, die Schlusspassage: " ... was weiter geht, ist der schöpferische Prozess ..."


Charles Wyrsch - Ein Film von Lisa Piazza-Bussmann und Peter Eberhard. In jeder Buchhandlung ISBN 978-3-905942-00-2

Ein paar Daten zu Charles Wyrsch --> hier


Noch ein ganz persönliches Wort zum “ewigen” C mit dem Kreis drum (Copyright). Auch diese DVD ist doppelt und dreifach durch ein Copyright geschützt. Auszüge können also nicht ohne weiteres gezeigt werden. Dies ist nicht mehr zeitgemäss und für alle Beteiligten nicht förderlich, egal ob Künstler, Produzent oder mögliche Interessierte. Die DVD wurde 2 x im Stattkino gezeigt. Vielleicht wird sie noch in lokalen Buchhandlungen, für eine kurze Zeit, an vorderster Front liegen. Dann verschwindet sie irgendwo in einem Lager und wartet, bis sie zufälligerweise jemand für sich entdeckt. Nach dem Ableben der Copyright-Inhaber (bzw. Urheberrechtsinhaber) geht es 50, bzw. 70 Jahre, bis eine solche Arbeit der Oeffentlichkeit unbehindert, bzw. übers Internet als Beispiel, gezeigt werden kann. Was soll das eigentlich?
Ich habe nach dem Film, der kostenlos gezeigt wurde, eine DVD gekauft, weil ich die Aussagen des Künstlers spannend finde und natürlich, weil ich diesen Artikel schreiben wollte.
Es heisst also nicht  “gratis” - keine Verkäufe, kein Verdienst. Ich bin gegen GratisKultur - aber für die kostenlose Zugänglichkeit von Kultur, insbesondere, wenn sie z.B. von Steuergelder subventioniert ist. Bei einer kommerziellen Verwertung durch eine Drittperson, bzw. Firma, sieht es dann wieder anders aus. Upps. Diese Bemerkung ist ja fast länger als die Besprechung geworden. Pardon, aber nötig.


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