Sehr geehrte „News from the booth“-LeserInnen und SchauerInnen
Wie von kulturtv.ch verlangt, werden wir auch dieses Jahr wieder versuchen, möglichst ausführlich von unserem Ausflug nach Karlsruhe zu berichten.
Somit beginnen wir am Anfang:
Da sich die Vorbereitungen in Luzern in einem leichten Schleier des Ungewissen sich abspielten (ein Teil von uns war am Samstag, 27.2. vollauf mit der Vernissage von GaDeWe beschäftigt, kulturtv.ch berichtete exklusiv), belud ein anderer Teil einen Transporter mit aller Kunst und Werkzeugen und wird hier nur aus der Sicht des Korrespondenten berichtet.
Pünktlich um 9 Uhr fuhr
am Sonntag, 28.2. ein Sonderzug der SBB in Zürich Hauptbahnhof ein, um die Verbindung zwischen Zürich und Sissach sicher zu stellen (Sehr geehrter Herr Verkehrsminister Leuenberger, wie sie diesen Blog sicher lesen, um weiterhin über alles essentielle in diesem Land informiert zu sein: Kürzungen des Unterhaltsbudgets unserer Bahn ist keine Option!), um da die Reisegruppe in einem Lastwagen zu fusionieren.
Von da ging es weiter an den Basler Zoll, auch bekannt unter dem Namen Cape Fear.
Über dem Zoll ist bereits das Unwetter ersichtlich, welches sich als schlimmsten Sturm seit Lothar heraus stellen sollte.
Wie letztes Jahr wollten wir wieder alles richtig machen, änderten unsere Strategie aber vollständig. Wir fuhren keine versteuerbarer Güter mehr ein, sondern wir positionierten uns als Künstler, welche ihre eigenen Kunstwerke zu einer Ausstellung mitnehmen. Während diese Strategie für Jeroen Geel und Hubert Hofmann gut aufging – zweifelte der Zöllner dran, ob wir die Kunstwerke von René Odermatt und Stephan Wittmer wirklich mitführen durften, einzig weil wir eine unterschriebene Bevollmächtigung für diesen Zweck von beiden dabei hatten. Dazu ist anzumerken, dass wir zuvor wieder mit diversen schweizerischen und deutschen Ämtern telefoniert hatten, welche uns final wirklich zu diesem Schritt rieten.
Nach einer Unterredung mit dem Chefzöllner gab uns der schweizer Zöllner jedoch den Stempel, nicht aber, ohne uns darauf hinzuweisen, dass diese Form wirklich nicht ginge.
Dem Deutschen Zoll aber waren unsere Anliegen so was von egal, dass wir nach 10 Sekunden schon den Stempel hatten, und weiter gen Norden fuhren.
Jeroen Geel tat sein Kräftigstes, um die Stimmung im Wagen hoch zu treiben, ohne Unterbruch spielte er Lieder aus den frühen Neunzigern, welche zum grossen Teil ganz zu Recht von der Geschichte in der Mulde des Vergessens verschüttet wurden. Dr. Alban auf Ace of Base, Modern Talking natürlich, Salt n’ Peppa, Snap (gut, Snap hat mir ehrlich gesagt gefallen) und darauf folgend eine Compilation mit amerikanischer Countrymusik mit dem Titel „the yodeling men“, was gar keinen weiteren Kommentar bedarf.
Nun, wir fuhren ja nicht in Urlaub, weswegen ich heftig insistierte, dass wir gefälligst in Freiburg i. Br. einen Halt einlegen, um die berühmte „Rote mit Zibele“ von der Wurstbude auf dem Münsterplatz zu holen. Das taten wir dann auch.
In der lokalen Drive-In-Absolutionsstelle holten wir uns Beistand für alles Kommende, leider mit leichten Störgeräuschen: der Wurststand war weg.
Durch kleine Rückschläge liessen wir uns aber nicht Bremsen, ab ins nächste Lokal, wo es als Entschuldigung Freiburger Zwiebelfleisch gab.
Um 15:15 kamen wir dann endlich in der Nancyhalle an, um festzustellen, dass unser bestelltes Material nicht angeliefert wurde, dafür anderes.
Joachim von der Organisation erklärt uns nun, wie mit diesem neuen System umzugehen wäre... wir brauchten erst mal einen starken Kaffee.
Um 20:35 hatten wir unsere Pläne und und das gelieferte Material in annähernde Deckung gebracht
– und wir gingen mal wieder Essen. Nun jedoch Türkisch,
eine leckere Option zum badischen Essen. Gestärkt ging es zurück, wo wir dann bis nach Mitternacht die Holzbeplankungen montierten.
Zwecks Steigerung unserer Arbeitsleistung entwickelten wir ein
hocheffizientes duales System, schon um 14 Uhr des Folgetages, wir haben nun Montag den 1.3., konnten wir zu den Finishingarbeiten wie Spachteln über gehen.
unterdessen ging die Dualität vollständig in unsere Denkweise über.
Aber erst mal wieder Kaffee: unsere lieben Nachbarn von PaulSchwarzL opez sind auch dieses Jahr wieder mit dabei, und gar nicht weit von uns platziert.
Trickreich setzen sie von der Stadt zwecks Überwinterung ebenfalls in der Halle eingelagerte Bananenstauden als Environment für ihre Präsentation „Weg“ ein – so mussten sie nur ein Zelt errichten und eine sehr überzeugende Standform war gefunden.
Jedoch blieben wir nicht lange beim Kaffee, bei uns begannen sich die Ereignisse zu überschlagen. Um 18 Uhr ist Monika Kiss Horváth angekommen, welche gleich in den Maldienst für ihren Winkel eingeteilt wurde.
Nur 30 Minuten später steht auch der ebenfalls frisch eingetroffene Stephan Wittmer bereit (DUALES SYSTEM!)
und auch er kann gleich in seine Ecke. Jeroen hingegen nutzt gleich die entstandene Freiheit, um die Möglichkeiten für eine kindsgerechte Ausstellung auszuloten.
Es sei gesagt: Hubert und ich begaben uns ein wenig in den Hintergrund, und kümmerten uns mit Bier in der Hand um die Qualitätskontrolle,
man beachte die wunderbare Purpurrote abessinische Banane, welche gezwungen quasi durch ihr natürliches Harmoniebedürfnis unser Farbkonzept zur Vollendung bringt.
As usual gingen wir nach erledigtem Tagwerk wieder essen, heute Griechisch. Seltsamerweise kann ich zwischen meiner Lammkeule heute
und der türkischen Lammkeule von Jeroen gestern kaum Unterschiede erkennen... den Zyprioten sei gesagt: Luzerner Kügelipastetli unterscheidet sich deutlicher von Freiburger Zwiebelfleisch ... einer Versöhnung kann wirklich nichts im Wege stehen - der finale Ouzo hat uns ebenso gut gemundet, wie der Raki der Vornacht.
Es sei gesagt, für alle, die sich jetzt gerade wundern werden, dass der Februar wirklich so kurz war: wir konnten Monika Kiss Horváth gerade noch rechtzeitig zum Geburtstag gratulieren. (ich au, ich au, dä Roger am Bildschirm - uhhu).
Auf Jeroens und meinem Heimweg nahmen wir die Passage über den Zoo, von welchem aus wunderbar auf die Nancyhalle geschaut werden kann.
Die geneigten Beobachter werden im zweiten Shedfeld von links eine pinke Fläche erkennen, um es mit dem Zaunpfahl anzudeuten: da steht auch die “Purpurrote Abessinische Banane”.
Weiter auf unserem Heimweg bewunderten wir noch Kunst im offenen Raum,
und legten uns schlussendlich mit der Frage ins Bett, was wohl François Chalet heute so treibt.
Heute ist Dienstag, 2. März 2010, 11:55 Uhr, noch ein paar Stunden bis zur Eröffnung, der nächste Bericht wird folgen.
Stefan Meier, Leiter der Produzentengalerie ALPINEUM Luzern
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