In einer Kabinettausstellung werden neue Arbeiten der Videokünstlerin Judith Albert (geb. 1969 in Sarnen) vorgestellt. Neben grossformatigen Videostills zeigt die Künstlerin Videoarbeiten, die alle 2009 entstanden sind. Obwohl sich Judith Albert ganz dem bewegten Bild verschrieben hat, zeichnen sich ihre Videos kaum durch grosse Handlungen aus. Vielmehr zeigt sich in ihnen die feine Beobachterin des unscheinbaren Augenblicks. Die Videos beziehen ihre Spannung aus der Langsamkeit des Beobachtens. Die Realität verdichtet sich zu einem poetischen Stimmungsbild. Gemeinsam ist den Arbeiten einerseits die Referenz zur Kunstgeschichte, andererseits die klare Verortung in einer persönlichen Bildsprache. Judith Albert ist in ihren Videos stets ihre eigene Protagonistin. In unterschiedlichen Rollen tritt sie mal als klassischer Akt oder zur „Wolfsstunde“ als Märchengestalt im Wald in Erscheinung. In der Arbeit „Space“ zeichnet sich ihr Körper wie ein Schattenbild im Dämmerlicht ab, während sie eine leuchtende Schnur abwickelt und zu einem rechteckigen Raum aufspannt.
Auf die Kunstgeschichte bzw. auf die klassische Kunstgattung der Skulptur hat sich etwa bereits ihre Arbeit „Nude“ (2005) bezogen: Ihr nackter Körper ist auf einem Tisch postiert und nur als Torso in Rückenansicht in einer 9-minütigen Sequenz zu sehen; die einzige Bewegung ist der Schatten der Bäume, der sich an der Rückwand abzeichnet. Auf die Malerei, bezw. auf ein konkretes Bild von Félix Vallotton („Nu à l’écharpe verte“), bezieht sich nun die neue Videoarbeit „Nu à l’écharpe orange“, die einen weiblichen Akt auf einem Diwan zeigt. Der Körper der Frau ist nur mit einem über die Hüften geschwungenen Tuch bedeckt. Als Brechung zur Bildvorlage liegt auf dem Umhang ein atmender Octopus. Zur wirklichen Malerin wird Judith Albert schliesslich im Video „Inside outside“. Zu sehen ist ein runder Tisch, mit zwei leeren Weingläsern, Tassen und Essensresten. Auf dem Tisch ausgestreckt ist der linke Arm der Künstlerin. Mit einem Pinsel malt sie die Knochen, die unter der Haut sind auf die Hautoberfläche. Das Schlussbild ist der Arm eines Skeletts: Der Tod langt als Handlanger der Vergänglichkeit in das Vanitas-Ensemble auf dem Tisch.
Mit der Ausstellung von Judith Albert startet das Kunstmuseum Luzern ein neues Ausstellungsformat für lokale, regionale Künstlerinnen und Künstler. Die Förderung des lokalen Kunstschaffens stellt eine wichtige Aufgabe des Kunstmuseums Luzern dar, auch angesichts der Tatsache, dass das Kunstmuseum Luzern die wichtigste Institutionen zur Vermittlung der bildenden Kunst in der Zentralschweiz ist und Subventionen der öffentlichen
Hand erhält.
Regionales Kunstschaffen ist regelmässig in der traditionellen Jahresausstellung, dem Ausstellungspreis der Kunstgesellschaft, der Ausstellung des Manor Kunstpreisträgers sowie retrospektiven Einzelausstellungen zu sehen. Sowohl junge wie auch renommierte, verdiente Kunstschaffende können in diesen Formaten relativ gut gefördert werden. Kaum Gelegenheit zum Auftritt erhalten jedoch Künstlerinnen und Künstler einer mittleren Generation, die sich in der Regel durch kontinuierliches Schaffen auch um die regionale Szene verdient machen. Für diese hat das Kunstmuseum Luzern ein neues Ausstellungsgefäss kreiert, welches in ungefähr jährlicher Kadenz einen bis drei Ausstellungsräume bereit hält, um einem Künstler oder einer Künstlerin mit Bezug zur Zentralschweiz ein Fenster zum kunstinteressierten Publikum zur Verfügung stellt. Die Auswahl erfolgt durch das kuratorische Team des Kunstmuseums und lässt sich davon leiten, ob eine als spannend erachtete neue Entwicklung oder Werkgruppe gezeigt werden kann. Diese einzelnen Ausstellung werden individuell gestaltet und deshalb – aber auch um eine Wertung zu vermeiden – nicht unter einem Label kommuniziert. Sie stellen innerhalb des jeweiligen Jahresprogramms einen eigenständigen vollwertigen Beitrag dar.
Christoph Lichtin, Kunstmuseum Luzern und Kurator der Ausstellung
24. Oktober 1009 bis 7. Februar 2010 im Kunstmuseum Luzern
Judith Albert’s Heimseite --> hier
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