Einsichten
Nur weil der Herr persönlich abgereist ist, heisst das für die Alpineum Produzentengalerie überhaupt nicht, dass die Ausstellungstätigkeit abgeschlossen ist.
In der letzten Nacht auf Sonntag wurde noch mit vereinten Kräften Raphael Eglis „Grosse gefaltene Linie“ errichtet,
(Fotos generell in diesem Beitrag: Monika Müller).
Eine kleine Episode zeigt, wie hochkonzentriert unser Schaffen bis anhin von Statten ging. Ich meine, für uns langsamen Schweizer ist der Schwierigkeitsgrad rund doppelt so hoch, da wir uns in Sprache und Geschwindigkeit anpassen müssen.
Die unterstützende, jedoch auch bindende Position von Daniel Küng wurde von einem lauernden Unhold blitzschnell ausgenutzt: Aus dem Nichts erschien ein Halbnackiger
und nutzte Daniels Lage schamlos aus. Er schämte sich,
nicht nur er, auch Christian Herter ärgerte sich grün,
trägt er doch alleine die Verantwortung für Sicherheit unseres Personals.
Unsere letzte Installation war eigentlich ‚nur’ als Ausstreichung unserer Präsentation gedacht, eine übergeordnete Hand jedoch liess die Endgestaltung in der Art gelingen, dass ein Kommentar zum aktuellen Wirtschaftsverlauf draus wurde.
Uns soll’s nicht kümmern.
Am darauf folgenden Sonntag präsentierte sich unsere Wand noch ein letztes Mal in jungfräulicher Frische,
um kurz darauf abgebaut zu werden.
EPILOG
Wir sind mit den besten Gefühlen von Karlsruhe abgereist. Kost und Logis waren hervorragend. In der Stadt konnten wir uns im Rahmen unserer Möglichkeiten bestens Unterhalten.
Zur Nancyhalle möchte ich die Worte eines Künstlerkollegen aus Berlin anführen: „Diese Halle hat eine so gute Ausstrahlung. Wenn es einen Beweis bedürfte, dass sich gute Architektur positiv auf das Befinden der Benutzer auswirkt, ist diese Halle dieser“.
Eva-Maria Lopez von PaulSchwarzLopez hat uns bis zum Schluss mit Kaffee und Wein an ihrem Stand am Leben gehalten. Nicht jedoch, ohne uns rechtzeitig zu informieren, wenn eine wichtige Persönlichkeit des Karlsruher Kunstlebens unsere Präsentation umstreichte („Jetzt müsst ihr losrennen, das ist X.Y., jetzt wird gerade bei euch alles aufgekauft“).
Müssig zu sagen, dass wir ihr das gesprochene Stipendium für ein halbes Jahr Cité in Paris von tiefstem Herzen gönnen. Auch für uns ein guter Grund, mal wieder im grossen P. vorbei zu schauen.
Zoll
Während der deutsche Zoll sich sehr kooperativ zeigte, präsentierte der Schweizer Zoll nochmals die Energie auf, welcher in der MACHT liegt.
Zuerst kam eine längere Ausführung, dass unser direktes raus fahren aus der Schweiz mit Abstand das Allerallerdümmste war, was wir überhaupt machen konnten. Auch wenn kein Zöllner an der Grenze steht, hätten wir diesen am Ohr aus seinem Bett zupfen sollen, egal, wo er schläft.
Danach wurde eine Busse im fünfstelligen Bereich in Aussicht gestellt. Weil, für den Schweizer Zoll gab es überhaupt keinen Beweis, dass die Werke je in der Schweiz waren, geschweige denn, hier entstanden wären.
Zum Glück gibt es Internet und kulturTV.ch, mittels diesem Werkzeug konnte dem Zoll schlüssig bewiesen werden, dass wir zwar nicht gerade die hellsten in Sachen Zollverkehr sind, aber uns trotzdem dem schweizerischen Kunstschaffen zurechnen können.
Nach dem ich eine Woche schlecht geschlafen habe, bin ich doch noch ins ZKM, und habe mir die „Geschichten vom Bistrotfotografen“ gekauft. Für 99 Euro – jetzt schlafe ich wieder schlecht.
Jetzt hat das ZKM nur noch die „Reisen und Ausflüge vom Bistrotfotografen“ vorrätig, welches zwar auch gut ist, aber eben nicht so wie meins.
Gerne erwarte ich ein Dankeschön von Peter Weibel, auch weil ich hier nun den Link zu dieser hervorragenden Ausstellung bekannt gebe.
Zur UND, ganz allgemein
Wir haben die Zeit sehr genossen, die gesamte Plattform war sehr niederschwellig, weswegen wir sehr interessante Gespräche mit Leuten führen konnten, welche an einer Art wohl eher nie angetroffen werden.
Für die UND könnte ich mir als Auswärtiger noch mehr Initiativen von Ausserhalb vorstellen, Benelux, Frankreich, Österreich, eigentlich auf fast ganz Ausserdeutschland war schwach vertreten. Die gezielte Einladung könnte dies Bewirken, und vermutlich die Attraktivität der UND noch erhöhen.
Der Stadt Karlsruhe muss zwingend ins Pflichtenheft gelegt werden, dass die UND auch im nächsten Jahr wieder an diesem Standort stattfinden kann, die Qualitäten sind aussergewöhnlich.
Q. E. D.
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