Dienstag, 24. Juli 2007

Quincy Jones und wo die Einnahmen her kommen

Er ist ein Mann, an dem die meisten MusikLiebHaberInnen nicht vorbei kommen, Quincy Jones. Er ist der Produzent des erfolgreichsten Albums von Michael Jackson. Aber auch andere Grössen wie Frank Sinatra, Count Basie, Barbra Streisand, Barry White, Ray Charles uvm haben schon mit ihm zusammen gearbeitet. Als StammGast am JazzFestival Montreux hat er der SonntagsZeitung vom 22.7.2007 ein grösseres Interview gegeben, in dem er sich auch über die MusikIndustrie äussert.

Auf die Frage, ob Bigbands heute noch zu finanzieren wären meinte Jones:

" ... Das Musikbusiness ist in der Klemme, hat 44 Prozent an Umsatz verloren, das ist schlecht. Es muss neu definiert werden. Die Plattenfirmen haben so lange die Augen verschlossen, bis es zu spät war."

Und auf die nächste Frage, wo das Problem liege, antwortet er:

" Die Kids haben sich daran gewöhnt, dass sie für Musik nichts bezahlen müssen. Und dieser Geist geht nie mehr in die Flasche zurück. Wir müssen etwas ändern."

Was?

Man muss die Einkommensart verändern. Bis jetzt kam das Geld von den Konsumenten, jetzt muss man zu Sponsoren gehen. Es braucht eine geniale Umstrukturierung. Wunschdenken hilft da nicht weiter. Die Leidenschaft für Musik ist heute so gross wie nie, aber die Vertriebsmechanismen sind in grossen Schwierigkeiten.

Quincy Jones ist nicht der erste Künstler, der die Situation richtig einschätzt, erkennt. Zwischen den Zeilen sagt er doch eigentlich, dass Musik heute frei verfügbar sein muss, dass die MusikKonzerne verloren haben, auf verlorenem Posten stehen/sitzen. Andere Interpreten gehen in die gleiche Richtung, in dem sie die Meinung äussern, dass mit CD-Verkäufen nichts mehr verdient werden kann. Es sind die Konzerte und MerchandiseProdukte, die heute Einkommen generieren.

Die Welt dreht sich weiter, so auch die KonsumEntwicklungen. Ich finde die Idee mit den Sponsoren von Jones sehr gut und praktiziere sie auch mit dem kulturtv. Die Inhalte stehen frei zur Verfügung, die Finanzierung findet (teilweise) durch Sponsoren statt. Das bringt mir den Vorteil, dass ich frei Produzieren kann. Sponsoren bringen für das Projekt kulturtv Beiträge ein. Auch direkte AuftragGeber sind in einer Art SponsorenRolle. Sie schaffen damit die Möglichkeit, dass ich mit allen WunschPartnerInnen arbeiten kann, egal ob Geld fliesst oder nicht. Alles wird in einem Topf gesammelt. Nie werde ich aus finanziellen Gründen die Zusammenarbeit, z.B. mit einem Künster oder Organisation, ablehnen. Da sind andere Kriterien im Vordergrund, ganz andere.

Ich bin der Meinung:

Wer etwas zu kulturtv beitragen kann, egal ob ich mit ihm etwas produziere oder nicht, bildet die Grundlage für das Projekt. Er stellt die Möglichkeit her, KonsumentInnen zu informieren, aus der unbekannteren Ecke heraus, ohne dass sie dafür bezahlen müssen (auch nicht durch versteckte Zwangsabgaben).

In diesem Sinn würde ich mich über weitere Kontakte freuen. Falls jemand eine finanzielle Unterstützungsmöglichkeit sieht, soll sich doch per Mail bei mir melden. Ich habe noch viele Pläne, die aber zur Zeit aus GeldMangel nicht realisiert werden können.

Link zu Quincy Jones: hier.

 

4 Kommentare:

  1. ...du darfst gerne erwaehnen, dass unsere "Podparade" um eine solche Loesung auch nicht gerade verlegen waere :)))

    Aber, gute Einstellung von QJ. Es gibt mehrere "alte Recken", die mittlerweile diesbezueglich sehr fortschrittlich denken. Zum Beispiel Peter Gabriel und Prince. Letzerer hat sein neues Album "Planet Earth" sogar als Zeitungsbeilage vorab veroeffentlichen lassen. Er moechte das mal testen. Nun muss man ihm natuerlich auch attestieren, dass er sicherlich ein ausreichendes, finanzielles Polster hat, um einen etwaigen Fehlschlag auffangen zu koennen, was die Sache fuer ihn deutlichst vereinfachen duerfte...

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  2. Zu Prince und der Zeitungsbeilage gibt es auch andere Stimmen. Die sagen, dass er das nur gemacht hat, damit er in die Charts kommt. Es ist nämlich wurscht, ob die CD's verkauft sind oder verschenkt. Gezählt wird, was auf dem Markt ist, bzw. ab Lager verschwunden ist (so wenigstens in England, so viel ich gelesen habe). Aber vielleicht habe ich da was falsch verstanden/uebersetzt.

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  3. Ein interessanter Gedanken von Quincy Jones. Vermutlich hat ist nicht nur die digitale Verbreitung schuld daran, dass wir nicht mehr für Musik bezahlen wollen. Die Pop-Musik wurde einfach immer beliebiger und liebloser. Sie wurde nicht unbedingt wertlos, aber sie klingt wertlos. Immer mehr wurde sie den Computer-Kindern überlassen, richtige Musiker verschwanden in von der breiten Massen unbeachtete Nischen. Quincy Jones gehört noch zu jener Generation, die im Jazz verwurzelt war. Sein im Jazz erworbenes Wissen setzte er als Produzent, Komponist und Arrangeur hervorragend für gelungene Pop-Produktionen ein. Daher die grosse Qualität der von ihm produzieren Musik.

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  4. Das ist ja gerade der KnackPunkt. Die Industrie spricht immer nur von den "bösen Downloadern", die gewalttätigen, von den KlauerInnen. Von der Qualität der Produktionen sagt niemand was. Wäre ja direkt geschäftsSchädigend, oder so ...

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