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Es gibt Interviews und Gespräche, die dauern ewig, wollen kein Ende nehmen und am Schluss wissen die Interessierten doch nichts oder sogar noch weniger.
Ich habe mit dem Künstler Pfelder unvorbereitet den entgegen gesetzten Weg eingeschlagen. Wisst ihr jetzt mehr?
Pfelder stellt z.Z. seine neuste Arbeit in der LINKS, Duflon & Racz Gallery in Bern aus, noch bis zum 4. Juli 2009.
Pfelder im kulturtv –> hier
Alles zu Heinrich Gartentor im kulturtv –> hier.
In einem Magazin aus Chemnitz hat sich die dortige dorfjugend unlängst über Pfelder ausgelassen. Nazis?
AntwortenLöschenIch denke, Mentalitätsggeschichtlich (Ostdeutschland) durchaus lesenswert:
Nimm Platz in der Zukunft
Kunst im öffentlichen Raum als Scharnier in gesellschaftlichen
Umwälzungsprozessen
Als am 28.11.10 auf dem Bernsbachplatz gegenüber dem ehemaligen Kulturprojekt
Reitbahnstraße 84 das Kunstwerk „Nimm Platz“ vorgestellt wurde, waren bis auf eine
Gruppe alternder Jugendlicher, die sich offensichtlich mit dem Viertel verbunden fühlten,
keine anderen Gäste anwesend. Nachdem alle Vorraussehbarkeiten der zugegen seienden
Baubürgermeisterin Wesseler im Duktus von „Möge dieses Kunstwerk…“ vorüber waren,
entspann sich eine in Chemnitz nicht so häufig zustande kommende Diskussion über „Sinn
und Unsinn“ von Kunst „im öffentlichen Raum“. Eine Verwandte von mir brachte einmal
den Wunsch zum Ausdruck, bei einem gepflegten Glas Rotwein und Kerzenschein mal
„richtig über Kunst reden“ zu wollen; so zünftig ging es dann aber doch nicht zu.
Der Künstler „Pfelder“, der im heimatlichen rotrotesten
Berlin auch einmal über die
„Kommerzialisierung öffentlicher Räume“ (Stichwort: Gentrifizierung) nachsinnt, kam in
der Provinz über blasseste Affirmation gesellschaftlicher Zustände nicht hinaus. Nein,
konnte er den ehemaligen Raumpionieren im Brustton kosmopolitischer Wendigkeit
versichern, dieses Kunstwerk habe trotz der räumlichen Nähe zum ehemaligen
Kulturprojekt Reitbahnstraße 84 nicht einen Scheißdreck mit ebenjenem zu tun. Vielmehr
handle es sich um einen „wertneutralen Freiraum“, der zunächst einmal jenseits von
lokalen Befindlichkeiten kreiert worden sei. Da saßen die Scheißer nun da und mussten
sich vom Zuagroasten eine gehörige Engstirnigkeit bescheinigen lassen, noch dazu
provinzielle Zurückgebliebenheit und das Festbeißen an einem partikulären Problem. Man
sagt ja, seit dem durch allerlei „artist in residence“Programme
und eingekaufte Sinndeuter
auch Chemnitz durch Fördermittel auswärtiger Künstler ansichtig wird, dass diese einem
einen „neuen Blick“ auf die eigene Stadt ermöglichen würden. Das ist allerdings meist nur
im Leporello des Förderantrags zu lesen. Jener „neue Blick“ beschränkte sich hier indes auf
einen debil grinsenden Windbeutel, der den unzufriedenen Jugendlichen auf seine Weise
sagte, dass diese Welt nun einmal alternativlos sei und wir wohl das Beste daraus zu
machen hätten, also irgendetwas mit „wertneutral“, „offen“, natürlich auch „nicht so
verkopft, ne“, und am besten noch flexibel. Das zu Fleisch gewordene postfordistische
Nervenbündel seiner Zeit.
(...) Vielmehr zeigt sich hier
exemplarisch die Überflüssigkeit der im subversiven Scheinjargon angepriesenen
„Interventionen“ in den öffentlichen Raum, der von der ansässigen Bevölkerung, und darin
noch barbarischer als die künstlerischen Quacksalber, ohnehin als „Quatsch“ empfunden
wird. Kunst, die ihrem Begriff überhaupt noch gerecht werden wollte, müsste zuvorderst
Erfahrungsmöglichkeiten offenhalten, nicht stumm und konsequenzlos die ohnehin
vorfindlichen gesellschaftlichen Bewegungsrichtungen noch bestätigen. Oder aber, und das
käme der Kapitulation und dem Ende von Kunst gleich, auf die Normalform von Waren
gebracht werden: All die unhaltbare dissidente Rhetorik von „Intervention“, „künstlerische
Auseinandersetzung mit…“ und „kritischer Hinterfragung“ ausklammernd und nichts
suggerieren wollend außer: „Es ist nunmal so“.