Ab heute, 29. Februar 2012, schaltet das Schweizer Fernsehen auf HDTV um. Die Medien orten diesen Tag als grossen Fortschritt. Alles wird schärfer, jedes Detail sichtbar. Das Ganze ist aber auch in der Produktion aufwendiger und teurer. Ganze Berufsgattungen, wie zum Beispiel die Kosmetikerinnen, müssen umdenken, Verarbeitungszeiten der Produktionen werden länger und vor allem datenintensiver. High Definition bietet eine fünfmal höhere Bildauflösung als das Bekannte. Was allerdings nichts über die Qualität des Inhalts aussagt. Bin ich bösartig, wenn ich schreibe, dass alter Wein in neuen Schläuchen serviert wird?
Für den Konsumenten soll sich nicht viel ändern. Analoges TV wird weiterhin möglich sein, die Röhrengeräte müssen also ab heute nicht entsorgt werden. Bei Flachbildschirmen (HD Ready) ist auch nichts zu ändern. Einzig die Senderplätze müssen teilweise angepasst werden. Das ist alles.
In der Schweiz sollen noch über 1,2 Millionen KonsumentInnen analoges Schauen bevorzugen, warum auch immer. Diese werden ab dem heutigen Tag vermehrt dem Druck zum „Schritt in die Moderne“ ausgesetzt sein. Meine Mutter hat zum Beispiel noch so einen alten Kasten, seit über 16 Jahre. Das Gerät läuft einwandfrei und sie braucht auch nicht mehr als die Basis-Sender, zuzüglich einem minimalen englischsprachigen Angebot, zur Pflege ihrer Sprachkenntnisse. Allerdings liebäugelt sie manchmal schon mit einem solch „schönen“ Gerät. Nur taucht dann wieder die Frage auf: „Für was eigentlich, ich hab ja was ich will“ und beendet ist das Thema. Jedenfalls wird die Unterhaltungsindustrie keine richtige Freude an ihr haben. Sie gehört eher zu den vernünftigen „Verweigerinnen“. Sie lässt sich nicht dauernd neue Bedürfnisse einreden. Sie entscheidet unabhängig.
Heute haben wir den 29. Februar 2012. Ein Freudentag für mich. Ich habe 1974 zum letzten Mal in eine Super8-Kamera eine Filmkassette eingelegt. Inzwischen filme ich ebenfalls mit HD-Kameras, habe keinen Verbrauch von Filmmaterial mehr, ja nicht mal eine Festplatte findet sich in meinem aktuellen Werkzeug. Alles narrensicher und einfach in der Handhabung, mehr oder weniger.
Am Samstag, 25. Februar 2012 begann mein jüngstes Abenteuer. Genauer genommen hat es schon früher, am 28. Januar 2010 (hier). An diesem Tag habe ich einen digitalisierten Super8-Film des Luzerner Künstlers Niklaus Lenherr aus den späten 1970er Jahren veröffentlicht.
Zwei Jahre später bin ich nun mit dem Künstler Daniel Häller und zwei Begleiterinnen aufgebrochen, die alten Movie-Zeiten nochmals zu erleben, oder gar zu wecken. Geplant waren 2 „DietCoke and Mentos“ – ArtPerformences. Die Spannung war gross, was gelingen, bzw. nicht funktionieren wird. Bezüglich der Kamera, die seit ca. 37 Jahre nicht mehr gebraucht wurde, bestanden grosse Zweifel. Aber auch Daniel Häller hatte da so seine Fragen. Und so konnte eigentlich nichts passieren. Jede Erfahrung wird zum Erlebnis.
Heute nun ist der durch Rudolf Egli (graficolor.ch) entwickelte Film wieder da, nachdem ich ihn am Montag persönlich in Bern vorbei gebracht habe. Die Lieferung ist mit einer Nachricht von Herrn Egli versehen. Da steht vor allem: „Deine Super8 Kamera ist revisionsbedürftig“. Dies, das und noch mehr soll nicht mehr, gelinde gesagt, optimal sein.
Doch die Freude über das Bildmaterial ist nach einer ersten Sichtung absolut nicht getrübt. Im Gegenteil. Schaue ich mir bei den aktuellen Softwaren um, die alle genau die „Fehler“ produzieren, gewollt, kann ich jetzt sagen: „Leute ich produziere die Originale. Ihr aber werdet nur durch die technischen Möglichkeiten betrogen“.
Unter dem Strich: Die Schweiz freut sich über das verbesserte Bild im Affenkasten und ich habe „Schmetterlinge im Bauch“ wegen meinem ganz persönlichen „Rückschritt“. Das Ganze ist natürlich nicht ganz kostengünstig. Doch hier kommt eben die alte Weisheit zum Zug: „Qualität hat seinen Preis“.
Das Video zeigt einen kurzen Ausschnitt. Verwendet habe ich eine Bolex 550 XL
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