Donnerstag, 7. Oktober 2010

Schlatter unterwegs LXXXXII: Wie ich zu Freikarten zum Otto Lechner komme

Bruno Schlatter teilt mit (Mittwoch, 6.10.2010)

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Kunst bei Gazebo

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Erlaubter Durchgang beim Kandinsky-Café

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Währinger Friedhof vor der Freiwilligenarbeit


Den Abend verbringe ich bei Doris Kittler und ihrem legendären moquito, den sie mit Minze aus ihrem Balkongarten braut, wobei sie erst nach missgefälligem Probieren DEN NICHT UNBEDINGT ABDINGBAREN Zuckerrohrschnaps beigibt. Ich werde ausgiebig mit Filmmaterial aus ihrer Kamera versorgt. Im Prinzip warten wir auf Otto Lechners Anruf, der verspätet vom Studiotermin zurückkehrt. Wir theoretisieren und erklären gegenseitig Dasein, trinken Rotwein und hören als vorläufige Kompensation eine Cd mit Musik von Otto Lechner.

Um 22 Uhr ist es dann soweit. Otto Lechner kommt heim, der Studiotermin war verzögert worden, weil sie am Vortag einen mehrstündigen Stromausfall zu beklagen hatten, in drei Quartieren Wiens. Wir kaufen unterwegs Bier und treffen ihn in seiner Küche, wo wir den Altbürgermeister der Augartenstadt ausfragen und unter anderem erfahren, dass sich seine potentielle Nachfolgerin gemäss alter Grundregel der Augartenstadt doch gefälligst einfach mal als neue Bürgermeisterin deklarieren soll. Auch das Bürgerproblem ist aus seiner Sicht keines, da der Bürger sich ja als solches bezeichne, sei er automatisch eben derjenige! Erfahre zum Schluss, dass Otto Lechner schon bald in Wädenswil sein Robert Walser – Programm präsentiert, wozu ich durchaus 2 Freikarten bekäme und bei der geographischen Nähe auch ein Spontanbesuch Noselands abgewogen werden müsse. Sollte da draussen in der weiten Welt jemand Robert Walser schätzen und mich begleiten mögen, solle sie/er sich doch melden… (Anmerk. d. Redaktion: Ohne Datum, keine Nachfrage – von mir)

Leider ist es irgendwann zu spät, um die 2 anderen Projekte zu besuchen, die auch noch im Terminkalender gestanden hätten. Underground City ist beendet und ins Luftbad fehlt mir die Kraft.

In die Nacht noch ein ausgiebiges Chatterl über Gott und die Welt, wobei ich erfahre, dass ich Otto Lechner sympathisch sein müsse, ansonsten er mich unter den gegebenen Umständen nicht empfangen hätte, dazu seien seine Gesichtszüge immer sehr entspannt gewesen.

Morgenessen mit Barbara Wolflingseder und ihren Geschichten aus den Wiener Bezirken, Ottakring, 2009. Die geschichtliche Entwicklung wird aufgerollt, die Wiege des Wienerliedes erklärt und am Brunnenmarkt eingekauft.

Erstelle mp3-Dateien von den gestrigen Interviews für Robert Sommer und versuche Ordnung in meine Computerdateien zu bringen. Im Café Hummel netzworken und Einladungen für Abschiedsapéro schreiben (sniefff… langsam muss ich mich mit der bitteren Realität rumschlagen, dass ich jetzt, wo es richtig losginge, wieder zurück muss in den Ernst des Lebens… Aber ich verspreche Wien, wieder zu kommen!)

Den Nachmittag arbeite ich das restlich Material zur Hüttenkunst und Klaus Büsen durch und starte mit dem Interview mit Wolfgang Krause, Ausschnitt:

Wir sprachen über ein Projekt in unserer Galerie U2, dabei ist die Idee entstanden, eine eigene Währung zu kreieren und auch wirklich ein Netzwerk zu schaffen, dass man mit diesem Geld bezahlen kann. Das war im Herbst 1993 und nach einer längeren Vorbereitungszeit haben wir über 50 Künstler quer durch die Szenen Berlins eingeladen, Geld nach einem vorgegebenen Muster zu entwickeln, zu zeichnen, in einer Auflage von 100 Stücken herzustellen und als nummerierte Exemplare zu signieren. Da waren Leute vom Tacheles dabei, von End-Art, ganze junge Künstler, aber auch arrivierte wie Klaus Steck, oder Henning Christiansen, der dänische Fluxuskünstler.

Wir fanden hier 30 Geschäfte die bereit waren, über einen Zeitraum von 7 Wochen diese Währung zu akzeptieren. Der Begriff Knochen geht auf Diogenes zurück, er wollte verhindern, dass man Geld hortet, und schlug vor, das Geld aus den Schlüsselbeinen von Widdern zu machen, dass hatte den Vorteil, wer die Schlüsselbeine hortet hat mit Mäusen zu tun, hat damit zu kämpfen, dass es fault, das Horten ist also nicht so einfach möglich.“

Um 5 Uhr ruft mich noch Dominik Nostitz an und wir vereinbaren, dass ich am Donnerstagabend im Verein 08 an der Piaristengasse einen Einblick mit Lesung zu meinem aktuellen Projekt gebe.

Heute gibt’s nur Archivbilder, das fotografieren ist vergessen gegangen.

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Konzerttermine von Otto Lechner in Wädenswil

Ottakring

Robert Sommer

//LINKS ENDE//


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