Die Pop Art Galerie Ralph Schriever präsentiert vom 26.09. bis 24.10.2008 in ihren Kölner Ausstellungsräumen in der Pfeilstraße 11 ausgesuchte Werke des Schweizer Künstlers Patrick Lo Giudice. Zur Vernissage erlebt die Galerie einen Hauch von Italien: Carabinieri werden am Eingang salutieren, eine von Gewehrkugeln zersiebte Autotür wird stummer Zeuge der mafiösen Gewalt sein, sizilianische Weine werden die Atmosphäre abrunden.
Patrick Lo Giudice selbst wird anwesend sein.
„Nicht anklagen, nicht verherrlichen, sondern abbilden“ ist das Credo von Patrick Lo Giudice. Seit seiner Kindheit beschäftigt ihn das Thema Mafia. Er verarbeitet seine Eindrücke auf einzigartige Weise: Mit Hilfe der Encaustic, einer antiken Wachsmalmethode. Damit schafft er fotorealistische Werke für die Ewigkeit.
Die Cosa Nostra - Lo Giudice selbst wird als Kind in Sizilien traumatisiert, als er beim Spielen in einem parkenden Auto einen Toten entdeckt, ein Opfer der italienischen Cosa Nostra. Als der Holzbetrieb seines Vaters einem Brandbombenanschlag der Mafia nur knapp entkommt, beschließt die Familie Lo Giudices zurück in die Schweiz zu gehen. Von dort aus war sie Anfang der 70er Jahre nach Sizilien gekommen.
Und dort zurück entdeckt der Künstler später Fotografien der renommierten italienischen Dokumentar-Fotografen Letizia Battaglia und Franco Zecchin. Deren Werke wurden vom Museum of Modern Art aufgekauft.
Lo Giudices Arbeiten spiegeln auf einzigartige Weise die amerikanische Prohibition und die Unterwelt-Gesellschaft Italiens wieder. Grund dafür ist seine sehr spezielle Technik, die in der Kunstwelt bis dato einzig von Jasper Johns („Flag“) Mitte der fünfziger Jahre angewandt wurde.
Die Encaustic - Der Begriff ´Encaustic´ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „einbrennen, mit Feuer erwärmen“. In der Antike trugen Encaustic-Künstler in Bienenwachs eingebundene Farbpigmente mit heißen Spachteln auf Holz- und Elfenbeintafeln auf. Im Mittelalter von der Ölmalerei endgültig verdrängt, fristete die Encaustic bis zu ihrer Wiederentdeckung in der frühen Neuzeit ein Schattendasein. Seitdem erleichert modernere Maleisen den Umgang mit dem hoch anspruchsvollen Werkstoff Wachs.
Die Kunst der Verblüffung - Patrick Lo Giudice arbeitet unter anderem nach Fotografie-Vorlagen von Battaglia und Zecchin und nähert sich mit seiner außergewöhnlichen encaustischen Technik dem Thema „Cosa Nostra“. Diese einzigartige Fertigkeit ist aufgrund von Hitzeentwicklung nur im Schutzanzug zu bewerkstelligen. Dabei verwendet er in Wachs gebundene, heißflüssige Farbpigmente, die behutsam auf den Malgrund aufgetragen werden. In seinen Werke behält die schwarz-weiße Optik der Foto-Vorlagen bei. Einzig eine Farbe ist coloriert: Rot.
Das zudem Besondere an Lo Giudices Arbeiten ist ihre Wirkung. Encaustische Werke haben Tiefe - sowohl im übertragenen als auch im direkten Sinn. Die beinahe durchsichtige Wachsschicht lässt einfallendes Licht bis auf den Malgrund durchdringen und aus der Tiefe reflektieren. In dieser Wiederspiegelung entdeckt der Betrachter Zeugen längst vergangener Zeit, gezeichnet von Dramen, Gewalt und Sprachlosigkeit.
Doch machen seine Bilder nicht allein betroffen: Lo Giudices Kunst bewirkt Nachhaltigkeit, denn encaustische Farben dunkeln weder nach noch bekommen sie Schwundrisse. Das macht sie hoch aktuell und somit zu modernen Zeugen des Zeitgeistes.
Der Schweizer Anwalt Valentin Landmann wird einen Vortrag halten zum Thema „Ökonomie der Halb- und Unterwelt“. Landmann ist eine schillernde Figur in der gemeinhin konservativen Juristerei. Seit Jahren schon vertritt er die Rockergang der Hell´s Angels; überhaupt übt das „Milieu“ einen sehr großen Reiz auf ihn aus. Er selbst, aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammend, schloss sein Lizenziat 1973 und das angehangene Doktorat 1975 in der Schweiz mit summa cum laude ab und beschäftigte sich im Anschluss intensiv mit seiner juristischen Habilitation. Bis zu seinem Erstkontakt mit dem „Rotlicht von Sankt Pauli“ 1979. Eine Begegnung, die ihn durch und durch prägte und von seinem pflichtbewussten und autoritätsgläubigen Studienweg abbrachte.
ÜBER Patrick Lo Giudice
Der 1959 in Zürich geborene, italienisch stämmige Künstler begann seine artifizielle Laufbahn 1977 mit Ölarbeiten.
1983 Begegnung mit Glas / Lo Giudice lernt Bleiverglasen bei John Forbes (USA)
1985 -1988 diverse Aufenthalte bei Glasbläsern und Künstlern in Murano, Venedig
1993 erste Versuche mit Polycarbonat als Werkstoff
1996 erste Versuche mit Wachs (Encaustic)
2002/2003 diverse Ausstellungen in der Schweiz
2004 „Encaustic paintings“ in Zürich
2005 Projekt „Kunst liest“ in Herrliberg-Feldmeilen
2006 „Cosa Nostra“ Ausstellung in Zürich
ÜBER Pop Art Galerie Ralph Schriever
Zeitgenössische Kunst und Pop Art sind die Schwerpunkte der Galerie Ralph Schriever. Die Galerie kuratiert regelmäßig stattfindende Vernissagen und Ausstellungen ebenso wie Themenschauen und versteht sich neben dem Kunsthandel als Plattform für junge und frische ausdrucksstarke Kunst.
Mehr Infos zur Galerie --> hier
Vernissage: Freitag, 26.09.2008 ab 19:00 Uhr
mit Gastredner Valentin Landmann/Anwalt, Schweiz, Thema: „Ökonomie der Halb- und Unterwelt“
Ausstellung: 26.09. - 24.10.2008
Ort: Galerie Ralph Schriever, Pfeilstraße 11, 50672 Köln
(übermittelt durch Ioanna Paraskeva - Pressemitteilung)
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