Rahel Grunder teilt mit:
Heute wage ich zum ersten Mal das Terrain der Altstadt zu betreten. Im Löwengraben herrscht mediterrane Stimmung und Studentinnen, Verkäuferinnen sowie Touristinnen führen ihre FlipFlops spazieren.
Die Sonne brennt mir auf Gesicht und meine durch einen hartnäckigen Schnupfen gerötete Nase juckt und lenkt mich vom Malen ab. Ich fühle mich fiebrig und eigentlich so gar nicht in Stimmung, mich der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Doch weil ich am Montag bei Regen gemalt habe, so muss ich auch jetzt mit Erkältungsgrippe mein Projekt durchziehen. Schliesslich geht es mir darum den öffentlichen Raum für die Kunst zurück zu erobern und vielleicht ist dies anderen Menschen bisher nicht gelungen, weil sie zu wenig hartnäckig hinter der Sache her waren und das Vorhaben an einer Grippe gescheitert ist?
Stück für Stück verfolge ich mein Ziel: Die Bespielung des öffentlichen Raumes durch Malerei. So wie ich Füchse in der Stadt aussetze, so sammle ich Statements von Passantinnen. Standartaussage ist, dass ihnen meine Arbeit gefalle und sie Freude an den Bildern hätten. Es überrascht mich, dass ich bisher noch keine einzige negative Rückmeldung gekriegt habe.
Liegt dies an meinem lieblichen Sujet, den Füchsen? Sind sie zuwenig rebellisch und provokativ? Vor allem Kinder finden es sehr spannend mir zu zuschauen und den ungeduldigen Elternteil mit voller Einkaufstüte warten zu lassen.
Ich glaube Menschen mögen die Verbreitung schöner und positiver Themen im Alltag. Es reduziert die vielen Probleme und Missstände, die auf unserer Welt herrschen und täglich in Fernseher und Zeitung thematisiert werden.
Hätte ich ein anderes Motiv wählen sollen? Doch wenn ich zum Beispiel Bilder von hungernden Kindern malen würde, würde ich mich dann nicht sehr schnell zwischen Zeigefinger anhebenden und Geld sammelnden Hilfsorganisationen wieder finden?
Um diese Art von Gruppierungen machen wir doch wenn es auch nur irgendwie geht einen riesigen Bogen, was ich bei meinem Projekt auf gar keinen Fall bezwecken möchte.
Meine Kritik an unserer Gesellschaft ist viel subtiler und nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Eine Rückeroberung des öffentlichen Raumes für Kunstaktionsformen ist ein grosses Ding und ich bin zu klein um dies alleine durchzuführen.
Hoffentlich bringe ich durch meine Malaktion einen Stein ins Rollen, der wiederum einen weiteren ins Rutschen bringt. Ist man erstmal über den Schatten des sich peinlich beobachtet Fühlens hinweg, so macht es grosse Freude die eigene Kunst im öffentlichen Raum zu positionieren.
Ich fordere hiermit alle Kunstschaffenden in Luzern und im einsamen Atelierkämmerchen auf: Tragt eure Kunst in die Welt hinaus! Unsere Gesellschaft braucht mehr Kunstaktionsformen im öffentlichen Raum. Ansonsten vergisst sie die Vielfalt der Möglichkeiten die wir haben, unseren öffentlichen Raum zu bespielen und somit ist dies der Tod des öffentlichen Raumes und jeglichen kulturellen sowie kreativen Freiraumes.
Rahel Grunder, 5.4.2011
Rahel Grunder ist am Donnerstag, 07. April 2011 an folgenden Orten anzutreffen:
12:00 – 13:30 Uhr Anker, Pilatusstrasse 36
13:30 – 15:00 Uhr Flora Reisen, Pilatusstrasse 8a
15:00 – 16:00 Uhr Le Bistro du Théatre, Theaterstr. 13a
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