Donnerstag, 14. April 2011

Mein Tagebuch zu Vera Staub: Wo das Licht nicht hinkommt, wird der Mensch zum Spiegel

Wo das Licht nicht hinkommt

Es liegt in der Natur des Tages, dass er sich mit Licht ankündigt. Langsam erhellt sich der Raum, die Umgebung. Licht ist Leben. Das Tages-Leben beginnt. Und so war ich heute zum ersten Mal mit der Künstlerin Vera Staub unterwegs. Es dreht sich alles um ihre Installationen “Biblionen” in der Luzerner Kirche St. Josef-Maihof. Fast. Denn zuerst kam es zu einem kleinen Familientreffen, oder anders. Frau trifft Mann, Mann trifft Frau – zum Kaffee.

Das Wesentliche des Tages ist aber für Vera Staub die Arbeits-Grundlage zu setzen. Eine Grundlage, die sie bei all ihren Arbeiten ausserhalb ihres Ateliers schafft. Der Boden auf dem sie arbeitet. Dieser besteht immer aus alten, grossen KartonSchachteln. Sie markieren ihr Arbeits-Feld. Sie wandeln harte Böden in tretweiche Unterlagen um. Eine ermüdende Tätigkeit. Nicht zuletzt, weil die Kartons genau auf den benötigten Raum abgestimmt werden. Die einzelnen Teile sind mit KlebeBand zusammen gehalten. ArbeitsPausen werden zu dem, was sie begrifflich beinhalten. Arbeit. Das Sitzen auf dem Stuhl ist eine Möglichkeit, sich einen Überblick zu verschaffen.

Und dann ist immer die Frage nach dem Licht im Raum. Fenster lassen Licht auf die Unterlage prallen. Lenken es aber auch, im TagesLauf. Vera muss sich in die zu beginnende Arbeit vertiefen. Wird sie die nötige Unterstützung bekommen? Wird ihr das Licht den eingeschlagenen Weg leuchten? Sie will in der Karwoche täglich von 09:30 bis 18 Uhr in der Kirche arbeiten. Genügend Zeit die Erfahrung zu machen, zu wenig Zeit grundlegende Änderungen vor zu nehmen.

An der KirchenWand steht ein Fenster. Eine blaue Fläche dahinter. Eine Fläche, die für mich ein Stück Himmel vortäuscht. Das Fenster steht still, ohne Anspruch. Doch der Himmel fordert, weisst hin auf seine Aufgabe. Fast höre ich jemanden sagen: “Lass das Licht rein”.
Wir Menschen sind eigentlich alle Fenster. Wir können uns öffnen, können wahrnehmen, verändern, mit dem Aussen kommunizieren. Handeln. Verschlissen. Verschlüsse sind da, dass sie geöffnet werden. Ich unternehme morgen diesen Versuch um weiter in die Welt von Vera Staub schauen.


Alles zu Vera Staub im kulturtv.ch –> hier

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